03.02.2020

Deutschland: Den Mut von Christen in der DDR nicht vergessen

Bundespräsident a. D. Gauck lobt den Verein „Glaube, Mut und Freiheit“

Berlin (idea) – Als eine „großartige Initiative“ hat Bundespräsident a. D. Joachim Gauck (Berlin) das Wirken des Vereins „Glaube, Mut und Freiheit – in der DDR und danach“ bezeichnet. Sie erinnere „an eine oft vergessene Wurzel der Friedlichen Revolution: an den Mut von Christen und den Schutz durch die Kirchen“. Über das schriftliche Lob von Gauck wurde auf der Mitgliederversammlung des Vereins am 29. Januar in Berlin berichtet. Er hatte sich im Juli 2018 mit dem Ziel gegründet, vor allem durch Zeitzeugeninterviews und Kolloquien festzuhalten, was Christen in der Zeit der SED-Diktatur und danach in den neuen Bundesländern bewirkt haben. Wie Gauck weiter schrieb, stärkt diese Arbeit „das Wertebewusstsein von Menschen, die heute Verantwortung tragen, sie provoziert diejenigen, die Geschichte umdeuten, und sie fordert gedankenlose Verächter der religiösen Dimension des Lebens heraus“.

US-Preis für einen Film über einen inhaftierten Christen in Bautzen

Der Verein hat mit Hilfe der Filmproduzenten Alexander Thies und Henriette Gotaut (Berlin/Halle an der Saale, bekannt durch Filme über Martin Luther und Dietrich Bonhoeffer) bereits 40 Interviews mit Christen aufgezeichnet, die im Widerstand gegen das sozialistische Regime waren. Der MDR zeigte 20 von ihnen im Oktober. Ein Film wurde Ende letzten Jahres in den USA auf der Internationalen Christlichen Medienkonferenz in Nashville als „bester Kurzfilm“ und „bester Dokumentarfilm“ ausgezeichnet. In dem 15-minütigen Streifen „und wanderst Du schon im finstern Tal“ von Janina Hüttenrauch schildert der Chirurg Wolfgang Hardegen (90, Friesenried/Allgäu), wie er 1947 als 18-jähriger unschuldiger Schlesier von sowjetischen Soldaten verhaftet und zu 25 Jahren Zwangsarbeit in Bautzen verurteilt wurde. In dieser „Zeit voller Qualen, Folter und Ungewissheit“ sei er Christ geworden.

40 Interviews sollen Schulen und Gemeinden zur Verfügung gestellt werden

Wie Produzentin Henriette Gotaut vor der Mitgliederversammlung mitteilte, ist geplant, zusammen mit der evangelischen Medienvertriebsgesellschaft Matthias-Film (Berlin) die Interviews Kirchengemeinden und Schulen zur Verfügung zu stellen. Der Vorsitzende des Vereins, Oberlandeskirchenrat i. R. Harald Bretschneider (Dresden), kündigte an, weitere 20 Interviews zu produzieren, wenn man dafür die Finanzen erhalte. Bisher müsse man alles vorwiegend durch Spenden finanzieren. Zu den Mitgliedern gehören unter anderen Pfarrer Steffen Reiche (Berlin), Mitbegründer der Sozialdemokratie noch vor dem Mauerfall, der CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Selle (Sondershausen/Thüringen), der Vorsitzende der Internationalen Martin Luther Stiftung, Thomas Seidel (Weimar), und als ehrenamtlicher Geschäftsführer Helmut Matthies (Brandenburg an der Havel, wo sich auch der Sitz der Vereins befindet). Bundespräsident a. D. Gauck hatte Initiatoren und Produzenten zweimal zu Gesprächen in Berlin empfangen.