03.12.2020

Indien: 23 Christen in Karnataka zum Hinduismus re-konvertiert

Hindu-Nationalisten schlagen Propaganda aus „Rückkehrern“– Ehemaliger BJP-Politiker beteuert: "die Bekehrung der Dalits und Stämme zum Christentum wird aufs Äußerste bekämpft." Offizielle Daten zeigen jedoch, dass Behauptungen über Konvertierungsaktivitäten falsch sind.

Indien: 23 Christen in Karnataka zum Hinduismus re-konvertiert

AKREF/Tübingen/PM. Die Dalits und Stammesvölker Indiens – ehemals als „Unberührbare“ bezeichnet – wollen immer mehr aus ihrem stigmatisierten Dasein heraus. Als „Kastenlose“ werden sie von den Hindukasten als Abschaum behandelt.

Obwohl das Kastensystem offiziell in Indien abgeschafft ist, besteht es überall fort. Der Staat versucht die Kastenlosen in der Abhängigkeit zu halten. Es darf als Zynismus angesehen werden, dass ein Kastenloser nur dann staatliche Begünstigungen bekommt, wenn er im Kastensystem ein Kastenloser bleibt. Konvertiert er einer anderen Religion, verliert er alle staatlichen Hilfen, die als Mittel zur Überwindung der Armut unter den Dalits von der Politik ausgegeben werden. Manche Dalits und Stammesangehörige, die durch Konversion zu Selbstwert und Unabhängigkeit gekommen sind, gehen zurück zum alten System, wenn ihnen verlockende Angebote gemacht werden. 

Die Hindutva-Bewegung mit der BJP (Bharatiya Janata Party) und seinem paramilitärischen Flügel RSS (Rashtriya Swayamsevak Sangh) versuchen mit großer Anstrengung, die Konversionen zu unterbinden oder zu bestrafen. Manchmal wird die „Zuckerbrot oder Peitsche“ Taktik angewandt. So auch aktuell im indischen Bundesstaat Karnataka, wo seither relative Ruhe diesbezüglich geherrscht hat – anders etwa als in Odisha…

Wie Nirmala Carvalho aus Haliyal Taluka für AsiaNews berichtet, haben Indiens Christen die verbalen Angriffe nationalistischer Führer in einer Zeremonie während der "Re-konversion" von 23 Christen in fünf Familien, die am vergangenen Sonntag in Haliyal Taluk (Karnataka) stattfand, verurteilt. Ein Politiker der regierenden indischen Bharatiya Janata Party (BJP), Anant Kumar Hegde, nahm aus politischem Kalkül an der Feier teil.

Bei der Zeremonie der "Ghar Wapasi" (Heimkehr) überreichte der ehemalige BJP-Politiker Suneel Hegde den "Rückkehrern" als Zeichen der Akzeptanz und Identifikation als Hindu eine Safranfarbige Fahne, das offizielle Symbol des Hinduismus.

Vor der Menge hielt Hedge mit drohungen nicht zurück: "Die Bekehrung der Dalits und Stämme zum Christentum wird entschieden bekämpft. Mehr solcher Menschen werden zurück in das Hindu-Gehege gebracht werden. Ich bitte diejenigen, die Hindus bekehren, aufzugeben, [oder] sie werden die Konsequenzen tragen müssen."

Während der Veranstaltung gab es einen "Aufschrei gegen die Missionare", aber dies ist "nur Propaganda, die dazu bestimmt ist, Menschen für die Hindutva-Sache zu mobilisieren", sagte Sajan K. George, Präsident des Global Council of Indian Christians (GCIC), im Gespräch mit AsiaNews.

Eine solche "politische Manipulation der Religion wird vom GCIC auf das Schärfste verurteilt", sagte George. Sie kann "kommunale Disharmonie erzeugen und sogar eine Störung von Recht und Ordnung erzeugen".

Dem GCIC geht es laut George vor allem um die Sicherheit der kleinen christlichen Gemeinschaften an Orten, wo die herrschende Klasse die Wiederbekehrten unterstützt, eine Situation, die die Marginalisierung der Christen begünstigt.

Seit den Wahlen von 2014 ist der Einfluss des Hindu-Nationalismus in allen Bereichen des sozialen und politischen Lebens des Landes spürbar.

Laut George ist es wichtig zu betonen, dass die Christen nur 1,87 Prozent der Bevölkerung Karnatakas ausmachen. Offizielle Daten unterstreichen "die falsche Propaganda über Konversionsaktivitäten und Zwangskonversion".