05.01.2021

Deutschland: Konservative Gemeinden kritisieren Latzels Dienstenthebung

Arbeitsgemeinschaft missionarische Kirche: Bremens Kirchenleitung „ohne Augenmaß“

Bremen: Konservative Gemeinden kritisieren Latzels Dienstenthebung

Bremen (idea) – Die Bremer „Arbeitsgemeinschaft missionarische Kirche“ hat scharfe Kritik am Umgang der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) mit dem Pastor der Bremer St.-Martini-Gemeinde, Olaf Latzel, geübt. Hintergrund: Der Kirchenausschuss (Kirchenleitung) hatte am 10. Dezember 2020 beschlossen, Latzel vorläufig des Dienstes zu entheben. Als Grund nannte er die Verurteilung des Pastors durch das Amtsgericht Bremen. Es hatte Latzel am 25. November 2020 wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro verurteilt. Er hatte in einem „Eheseminar“ seiner Gemeinde, das auf YouTube veröffentlicht wurde, unter anderem Homosexualität als eine „Degenerationsform der Gesellschaft“ bezeichnet und gesagt: „Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day.“ Später hatte Latzel sich dafür entschuldigt und die Aufzeichnung im Internet gelöscht. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da er und sein Anwalt Sascha Böttner (Hamburg) dagegen in Berufung gegangen sei. Der Pastor hat auch Rechtsmittel gegen seine vorläufige Dienstenthebung eingelegt.

Lehrfreiheit auch für konservative Pastoren

In einem Offenen Brief erklärte die theologisch konservative Arbeitsgemeinschaft, sie sei „entsetzt“ über das Vorgehen der Kirchenleitung, zumal das Urteil gegen Latzel noch nicht rechtskräftig sei und die schriftliche Begründung nicht vorliege. Die vorläufige Dienstenthebung müsse zurückgenommen werden. Sie sei eine „überzogene Disziplinarmaßnahme“ und komme faktisch einem Berufsverbot gleich. Darüber hinaus werde der St.-Martini-Gemeinde auf unbestimmte Zeit der von ihr gewählte Pastor „weggenommen“, dessen Stelle sie während des offenen Verfahrens auch nicht neu besetzen könne. Die Arbeitsgemeinschaft habe sich bereits im Mai 2020 von der verletzenden Form der Äußerungen distanziert, die zu Latzels Verurteilung geführt hatten. Zugleich habe die Arbeitsgemeinschaft zu einer „differenzierten und sachlichen Betrachtung in dieser Angelegenheit“ und „innerkirchlich zu einem konstruktiven Frieden“ aufgerufen. Latzels Dienstenthebung scheine „ohne Augenmaß getroffen worden zu sein, denn sie gefährdet den Frieden in unserer theologisch pluralistischen Kirche“. Die Freiheit der Verkündigung und der Lehre müsse auch für Pastoren gelten, „die ethisch und moralisch theologisch-konservative Positionen vertreten, die nicht dem gesellschaftlichen Mainstream entsprechen, solange sie nicht in diffamierende und beleidigender Weise getätigt sind“. Es dürfe nicht das Ziel der Kirche sein, „unliebsame Verkündiger aus ihren Reihen zu ,verbannen‘“. Unterzeichner sind die Pastoren Burkhard Ahlers, Bernd Bierbaum, Martin Gossens, Andreas Hamburg, Matthias Jander, Rüdiger Kurz, Torsten Morstein, Jens Runge und Andreas Schröder. Die Arbeitsgemeinschaft Missionarische Kirche ist ein Zusammenschluss von sieben Gemeinden der Bremischen Kirche.