05.03.2021

Iran: Nasrin Sotoudeh seit 1.000 Tagen im Gefängnis

IGFM: Ein trauriger Tag für die Menschenrechte

IGFM/Frankfurt, 5.3.2021 – Die iranische Menschenrechtsverteidigerin Nasrin Sotoudeh zählt am 8. März 2021 den tausendsten Tag ihrer Freiheitsstrafe. Sie wurde am 13. Juni 2018 verhaftet und später zu 33 Jahren Haft und 148 Peitschenhieben verurteilt. Die prominente iranische Menschenrechtsverteidigerin gilt als Hoffnungsträger vieler Iraner und Iranerinnen, die unter der theokratischen Mullah-Diktatur leiden und denen Menschenrechte und Menschenwürde genommen werden. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) fordert die sofortige Freilassung von Nasrin Sotoudeh und die Freilassung aller politischen Gefangenen im Iran. 

Nasrin Sotoudeh setzte sich vor allem gegen frauenfeindliche Gesetze ein und kämpfte gegen die willkürliche Verletzung bestehender Rechte innerhalb der Islamischen Republik. Vor ihrer erneuten Verurteilung arbeitete Nasrin Sotoudeh an der Verteidigung zwei junger Frauen, die öffentlich gegen das per Gesetz erzwungene Tragen des Kopftuches protestierten und daraufhin inhaftiert worden waren. Nasrin Sotoudeh ist eine Symbolfigur der iranischen Menschen- und Bürgerrechtsbewegung. Sie wurde vielfach durch internationale Preise gewürdigt und gehört dem Kuratorium der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte an.

Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM betont: „Der 8. März 2021 ist ein trauriger Tag für die Menschenrechte. Jeder Tag, den Nasrin Sotoudeh hinter Gittern verbringen muss, ist ein Tag, an dem sich die iranische Führung an ihrer Bevölkerung schuldig macht. Vielfach hat Nasrin Sotoudeh Menschen vor Gericht verteidigt, die sonst keinen Anwalt gefunden hätten. Sie steht immer auf der Seite der Opfer des unterdrückenden Machtapparates. Sie verteidigt Frauen, die selbstbestimmt leben wollen oder Kinder, denen die Todesstrafe droht. Auch deshalb werden Nasrin und ihre Familie vom Mullah-Regime so grausam verfolgt.“

Bis Mitte Oktober 2020 war Nasrin Sotoudeh im berüchtigten Evin-Gefängnis inhaftiert, bevor sie am 20. Oktober 2020 unter dem Vorwand eines Krankenhausbesuchs ohne ihr Wissen ins Qarchak-Gefängnis, bekannt für seine katastrophalen hygienischen Verhältnisse, verlegt wurde. Während ihrer Haft durfte sie nach einem 50-tägigen Hungerstreik für wenige Tage das Gefängnis verlassen um sich in ärztliche Behandlung ihrer Covid-Erkrankung zu begeben und ihre Familie zu sehen. Doch zählt ihre Haftstrafe noch mehr als 20 Jahre, eine unmenschliche Strafe für die Mutter von zwei Kindern, kritisiert die IGFM.

Das Europäische Parlament zeichnete sie im Jahr 2012 für ihren mutigen Einsatz für Menschenrechte mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit aus. Im September 2020 wurde Sotoudeh vom Deutschen Richterbund mit dem Menschenrechtspreis 2020 ausgezeichnet und am 1. Oktober 2020 mit dem Right Livelihood Award, auch bekannt als „alternativer Nobelpreis“, prämiert.

Zum Download einer mehrseitigen Broschüre mit allen Informationen zu Nasrin Sotoudeh

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