12.02.2020

Nigeria: Fünf Millionen Christen fordern mehr Schutz durch die Regierung

Kirchenpräsident sieht Zusammenarbeit zwischen Islamisten und Behörden

Jos (idea) – In Nigeria haben Medienberichten zufolge fünf Millionen Christen in 28 der insgesamt 36 Bundesstaaten des Landes demonstriert. Sie fordern von der Regierung mehr Schutz vor den zunehmenden Übergriffen auf Christen durch islamistische Gruppierungen wie der Terrormiliz Boko Haram (Westliche Bildung ist Sünde) oder den Fulani-Milizen. Dazu aufgerufen hatte die überkonfessionelle „Christian Association of Nigeria“ (Christliche Vereinigung von Nigeria/CAN). Wie der Kirchenpräsident der „Evangelical Church Winning all“ (ECWA), Stephen Panya Baba (Jos), gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea erklärte, bildeten die Demonstrationen den Abschluss einer landesweiten dreitägigen Gebets- und Fastenzeit. In Bundesstaaten, wo die islamische Gesetzgebung Scharia gelte, hätten Christen nicht auf die Straße gehen können. Ein Auslöser für die Proteste ist laut Baba die „offensichtliche Voreingenommenheit der Regierung bei der Besetzung von Regierungs- und Machtpositionen“. Viele Schlüsselpositionen seien mit antichristlich eingestellten Muslimen besetzt. Präsident Muhammadu Buhari begünstigte auf Bundesebene vor allem die muslimische Volksgruppe der Fulani, der er selbst angehört. Die Sicherheitslage habe sich unter ihm deutlich verschlechtert.

Katholischer Bischof: Die Regierung und Boko Haram wollen das Land islamisieren

Ein weiterer Grund für die Proteste sind Baba zufolge die Ermordung von 34 Christen im Bundesstaat Plateau, die Entführung von Christen durch Fulani-Milizen sowie die Ermordungen des evangelischen Pastors Lawan Andimi (Michika) und des christlichen Studenten Ropvil Dalyep. Beide waren im Januar in einem Abstand von zwei Tagen von Anhängern der Terrormiliz Boko Haram (Westliche Bildung ist Sünde) hingerichtet worden. Videos davon stellten die radikalen Islamisten ins Internet. Der katholische Bischof von Sokoto, Matthew Hassan Kukah, hat laut Baba öffentlich gesagt, dass Boko Haram und die nigerianische Bundesregierung dasselbe Ziel hätten, nämlich dem Land den Islam aufzuzwingen. Für eine Zusammenarbeit zwischen Regierung und Islamisten spricht Baba zufolge auch, dass die Terroristen zumeist nicht verhaftet würden. Sie seien außerdem sehr gut ausgerüstet, etwa mit Flugabwehrraketen.

Reformen der Sicherheitsbehörden gefordert

Nach Angaben Babas sollen die Proteste nur der Anfang gewesen sein. Die Gebete und die Einigkeit der nigerianischen Christen bei dem Protest habe die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich gezogen. Die Lage der Christen könnte sich ihm zufolge durch eine Reform verbessern. Aus seiner Sicht sollten künftig die Verantwortlichen bei den Sicherheitsbehörden als auch führende Vertreter in der Regierung verschiedenen Religionen und Ethnien angehören. Zur „Evangelical Church Winning all“ halten sich Baba zufolge rund zehn Millionen Christen in Nigeria. Von den über 200 Millionen Einwohnern Nigerias sind 48 Prozent Kirchenmitglieder und 51 Prozent Muslime.

siehe auch Barnabasfund vom 12.2.20