13.02.2020

Österreich: Strenggläubige Christen zu fünf Jahren Haft verurteilt

13-Jährige starb, nachdem ihre Eltern keine medizinische Hilfe holten

Krems (idea) – Ein deutsches Ehepaar ist am 12. Februar im österreichischen Krems von einem Geschworenengericht zur fünf Jahren Haft verurteilt worden, weil es seine 13 Jahre alte Tochter sterben ließ, statt medizinische Hilfe zu holen. Wie die beiden entschiedenen Christen vor Gericht sagten, hatten sie „bis zuletzt“ darauf gehofft, dass Gott das Kind heilt. Laut Obduktionsbericht starb die Tochter am 17. September 2019 an den Folgen einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung. Bei entsprechender Behandlung wäre die Krankheit „beherrschbar gewesen“, so die Staatsanwaltschaft. Sie warf den aus Kasachstan und Usbekistan stammenden Deutschen Mord durch Unterlassung vor. Vier der acht Geschworenen plädierten dagegen auf Vernachlässigung einer unmündigen Person mit Todesfolge. Bei Stimmengleichheit wird zugunsten der Angeklagten befunden.

Eltern wollen keine Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen

Wie der Vizepräsident des Landgerichtes, Ferdinand Schuster (Krems), der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte, hat das Ehepaar darauf verzichtet, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen. Die Staatsanwaltschaft habe sich aber noch nicht geäußert. Damit ist das Urteil noch nicht rechtskräftig. Wie Schuster weiter sagte, sind die anderen sieben Kinder des Paares in einer auf familiäre Krisen spezialisierten Einrichtung untergebracht.

Die Kinder wurden zu Hause unterrichtet

Die Familie lebt Medienberichten zufolge seit 2014 in Krems. Laut den Verteidigern gehört sie eine Freikirche an, laut der Bild-Zeitung der „Gemeinde Gottes“. Vater Ivan (39) sei als Missionar und Prediger aktiv. Die Familie ist nach Österreich gezogen, weil Kinder dort zu Hause unterrichtet werden können. Dafür sorgt Mutter Lisa (35). In Österreich gibt es keine Schul-, sondern nur eine Bildungspflicht.

Die Tochter wollte nicht ins Krankenhaus

Unter Tränen sagte die Mutter Medienberichten zufolge vor Gericht: „Wir lieben unsere Kinder.“ Als die Tochter starb, war sie im neunten Monat schwanger. Sie habe ihre sterbende Tochter gestreichelt und versorgt: „Ich habe geglaubt, dass Gott sie gesund macht.“ Sie hätten das Kind gefragt, ob es ins Krankenhaus wolle oder nicht. Es habe sich gegen eine medizinische Behandlung entschieden. Dass sie diesen Wunsch akzeptiert hätten, sei falsch gewesen, sagte der Vater vor Gericht. Einer der beiden Anwälte des Ehepaares, Zaid Rauf (Wien), sagte im Vorfeld des Prozesses: „Die beiden wollten garantiert nicht, dass die Tochter stirbt.“ Das Ehepaar war seit der Festnahme im September in Untersuchungshaft.