16.03.2020

Deutschland: Multireligiöse Kita: Eröffnung verschoben

Kritik kommt von der ChristusBewegung Baden

Pforzheim (idea) – In Pforzheim ist eine Kindertagesstätte in multireligiöser Trägerschaft eingerichtet worden. Das teilte die Evangelische Landeskirche in Baden mit. Die Eröffnungsfeier, die für den 13. März geplant war, wurde aufgrund der aktuellen Gefährdungslage durch das Coronavirus abgesagt. Auch die Eröffnung selbst musste wegen der Schließung sämtlicher Kindertagesstätten in Baden-Württemberg vorerst verschoben werden. In der multireligiös geprägten Kindertagesstätte „Irenicus“ sollen bis zu 100 christliche, jüdische, muslimische und jesidische Kinder gemeinsam betreut werden. „Ich freue mich, dass wir mit der Kita Irenicus in Pforzheim eine Einrichtung bekommen, in der Kinder von klein auf das Miteinander der Religionen einüben können“, erklärte der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh (Karlsruhe) dazu. „So wird sich hoffentlich eine Haltung entwickeln, in der wir wechselseitig geborgen in unserem Glauben den Glauben der anderen ernst nehmen und wertschätzen können.“

Oberkirchenrat: Es geht nicht darum, eine Einheitsreligion zu bilden

Der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Baden, Oberkirchenrat Urs Keller (Karlsruhe), betonte, der Zweck der Einrichtung sei nicht, die Religionen zu vermischen: „Es wird in diesem Haus nicht darum gehen, eine Einheitsreligion zu konstruieren oder ein religionskundliches Zentrum für Kinder zu etablieren.“ Ziel sei stattdessen eine interkulturell-interreligiös sensible Erziehung und Bildung. Schon „bei den jüngsten Mitgliedern“ der Gesellschaft müsse begonnen werden, „Dialogfähigkeit einzuüben und eine Ahnung davon zu vermitteln, dass Andersheit nicht bedrohlich“ sei, sondern „bereichernd und horizonteröffnend“.

ChristusBewegung: Keine anderen Götter anbeten

Kritik kommt von der ChristusBewegung Baden. Deren Pressesprecher, Pfarrer i. R. Martin Kugele (Bretten), warnte gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea vor einer Religionsvermischung. Es sei fraglich, ob der Landesbischof „einem solchen Multikulti-Kindergarten den Segen Gottes zusprechen“ dürfe. Denn Gottes Gebot warne die Christen, „keine anderen Götter neben dem wahren und lebendigen Gott“ anzubeten, zu tolerieren oder zu fördern. Zwar sollten Christen in einem weltanschaulich neutralen Staat nicht verhindern, dass es eine solche Einrichtung gebe: Ihre Eröffnung jedoch offiziell zu begrüßen sei ein Fehler: „Welche Signale werden durch solch ein Bischofswort in die Bevölkerung ausgesendet? Das sanktioniert alle Religionen und Irrtümer.“ Aus biblischer Perspektive handle es sich hierbei um eine „Verführung der Christen“ und der Gemeinden „zum Abfall vom rechten Glauben“. Denn Jesus sage im Evangelium deutlich: „Niemand kommt zum Vater, denn durch mich.“ (Johannes 14,6). Es sei zu befürchten, dass nun „die Auswanderung der treuen Gemeindemitglieder einen neuen Schub“ erhalte. Die Trägerschaft der Kita teilen sich örtlichen Gemeinden der evangelischen und der römisch-katholischen Kirche, das Diakonische Werk Pforzheim und der Caritasverband Pforzheim, das Bündnis unabhängiger Muslime im Enzkreis, die Jüdische Gemeinde Pforzheim und das Yezidische Zentrum in Baden-Württemberg. Wissenschaftlich begleitet wird die Arbeit von der Universität Tübingen.