17.02.2004

Türkei: noch sichtlich leidendes Opfer sagt vor Gericht aus

Doppeltes Unrecht: Yakup Cindilli noch schwer angeschlagen - und deswegen vom Staatsanwalt für nicht Verhandlungsfähig gehalten

Türkei: noch sichtlich leidendes Opfer sagt vor Gericht aus

Doppeltes Unrecht: Yakup Cindilli noch schwer angeschlagen - und deswegen vom Staatsanwalt für nicht Verhandlungsfähig gehalten

 

ORHANGAZI, Türkei, 13. Februar 2004 (Compass Direct/OG) -- Vier Monate nachdem ein zum Christentum übergetretener Türke wegen der Verteilung von Neuen Testamenten so zusammengeschlagen wurde, dass er ins Koma fiel, erschien das schwerbehinderte Opfer gestern vor Gericht. Langsam und schlurfend, gestützt auf einen Familienangehörigen, schaffte Yakup Cindilli es, in das Gerichtsgebäude von Orhangazi zu gehen. Mit leicht murmelnder Stimme sprach er in kurzen Sätzen und zeigte dem Richter die drei Männer, die ihn am 19. Oktober, wie er sagte, vor dem Ortsbüro der ultrarechten Partei der Nationalen Bewegung (MPH) geschlagen hätten. Metin Yildiran, der Präsident der dortigen MHP-Ortsgruppe, sowie Ibrahim Sekman und Huseyin Bektas wurden wenige Tage nach dem Überfall verhaftet, jedoch später wieder freigelassen. Der Staatsanwalt erklärte, er habe Schwachstellen bei der Beschreibung des Vorfalles durch das Opfer gefunden, und zog daraus den Schluss, wegen dessen fragwürdigen Geisteszustandes sei die gesetzliche Grundlage zur Strafverfolgung der Verdächtigten nicht ausreichend. Der vorsitzende Richter ordnete eine gründliche Untersuchung Cindillis an, um vor der für den 25. März angesetzten nächsten Anhörung sowohl über seinen körperlichen als auch seelisch-geistigen Zustand zu befinden.