15.07.2004

Sri Lanka: Einbruch bei Evangelikaler Allianz

Büros durchwühlt, doch Kampagne gegen Antibekehrungsgesetz wird weitergehen<br />

Sri Lanka: Einbruch bei Evangelikaler Allianz

Büros durchwühlt, doch Kampagne gegen Antibekehrungsgesetz wird weitergehen

14. Juli 2004 (Compass Direct) -- Am 3. Juli gab es bei der National Christian Evangelical Alliance of Sri Lanka (NCEASL) einen Einbruch, bei dem die Hintertür aufgebrochen und Aktenschränke sowie Schreibtische durchwühlt wurden. Damit gehören auch Mitarbeiter der NCEASL zu der wachsenden Zahl der Opfer religiös motivierter Gewalt in diesem überwiegend buddhistischen Land.

Der Einbruch galt eindeutig den Akten, die man nach der hastigen Durchsuchung auf dem Fußboden verstreute. Aus einer Geldkassette fehlte zwar ein kleiner Betrag, aber teure Gegenstände wie ein Videoprojektor, eine Kamera und Computerzubehör wurden nicht angerührt.

Bei der NCEASL glaubt man, dass wohl nach Dokumenten gesucht werden sollte, die sich auf die von der Allianz geleitete Informationskampagne gegen das vorgesehene Antibekehrungsgesetz, das „Gesetz zum Schutz der Religionsfreiheit", beziehen. Nach seiner Genehmigung durch das Kabinett muss es jetzt noch vom Parlament verabschiedet werden, bevor es in Kraft treten kann.

Wenn es zur zweiten Lesung aufgerufen wird, haben Gegner nur sieben Tage Zeit, dem Obersten Gerichtshof ihre Einwände vorzulegen.

Ein als Teil ihrer Informationskampagne von der NCEASL ausgearbeitetes Inserat erschien zum ersten Mal am 3. Juli in der Sri Lanka Daily News und könnte die Veranlassung für die Durchsuchung gewesen sein.

Das Inserat stellt die Rechtsgrundlage des gegen Religionswechsel gerichteten Gesetzes in Frage, das im Gegensatz zum Artikel 10 der Verfassung steht, dass jeder Mensch Gedanken-, Gewissen- und Religionsfreiheit habe. Es werde die Grundrechte verletzen und die Unterdrückung religiöser Minderheiten legitimieren.

In dem Gesetz, das dem Parlament jetzt vorliegt, heißt es, dass „niemand konvertieren oder zu konvertieren versuchen oder bei Handlungen des Übertritts einer Person zu einer anderen Religion helfen soll." (Siehe OG-Nachrichten vom 30.6.04: „Sri Lanka: Kabinett billig Antibekehrungsgesetz".)

Milroy Fernando, der Minister für christliche Angelegenheiten, hält das Gesetz für „absurd". Es werde das internationale Ansehen Sri Lankas negativ beeinflussen.

Minister Fernando fürchtet in der Zukunft für Christen in Sri Lanka noch größere Probleme; die von einigen Elementen in letzter Zeit offen durchgeführten schweren Angriffe auf Christen seien erst der Anfang.

Der mehr als zwei Jahrzehnte dauernde Bürgerkrieg habe dazu geführt, dass Tamilen und Singhalesen in Furcht und Feindschaft vor einander leben. Die geplante Einführung des Antibekehrungsgesetzes werde seiner Ansicht nach für neue Konflikte sorgen.

Auf Reporterfragen hin betonte Minister Fernando, dass viele in den letzten Monaten von militanten Buddhisten angegriffenen Kirchen und Organisationen nicht bei der Regierung registriert gewesen seien. Er erwähnte aber nicht, dass Anträge bei der Registrierung verschiedentlich abgelehnt wurden, weil Sri Lanka „die Vorherrschaft des Buddhismus sicherstellen" müsse.

Die katholische Bischofskonferenz sowie der christliche Nationalrat von Sri Lanka haben ihre Einwände gegen das Antibekehrungsgesetz am 29. Juni veröffentlicht, und die NCEASL wird weiter gegen die neue Gesetzgebung vorgehen.

Der Einbruch vom Samstag ist nur einer von 150 ähnlichen Angriffen auf Christen und christliche Organisationen seit Januar 2003.