11.09.2004

Sudan: Ethnische Säuberung in Darfur

 

AL-GENEINA, 30. August 2004 (ZENIT.org) – Von den Menschen im Westsudan sei Darfur, die östliche Region, stets als Quelle "billiger Arbeitskräfte und Soldaten" gesehen worden, die "insbesondere genutzt wurde, um den Bürgerkrieg im Süden aufzuhalten", erklären die katholische Bischofskonferenz Sudans. Laut der Stellungnahme hat die sudanesische Regierung nicht anerkannt, dass es in Darfur in den letzten 10 bis 15 Jahren einen Bürgerkrieg gegeben hat. Der Aufruhr in Darfur sei von "bewaffneten Räubern und Straßenbanditen" gekommen. "In den letzten eineinhalb Jahren haben 35.000 Menschen ihr Leben verloren, und es gibt bereits zwei Millionen Flüchtlinge im Land, während 200.000 in den benachbarten Tschad geflohen sind", stellen die Bischöfe fest.

Dies ist eine Folge der Gewaltakte, die im Februar 2003 begannen. Damals entstanden zwei Rebellengruppierungen, die auf Selbstverteidigung setzten. Die "Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit" ("Movement für Justice and Equality", MJE) und die "Sudanesische Befreiungsbewegung" ("Sudan Liberation Movement", SLM) kämpften gegen die Regierung in Kartum. Diese wird beschuldigt, Darfur aufgegeben zu haben, weil die Bevölkerung dort vor allem Schwarze sind; außerdem wirft man der Regierung vor, die Dschandschawid-Milizen zu finanzieren, arabische Straßenbanditen, die im Westsudan aktiv sind. Sie haben jahrelang für Tod und Vernichtung unter der nichtarabischen Bevölkerung gesorgt. Die sudanesischen Bischöfe rufen die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf die Regierung auszuüben. Sie sollen die Milizen nicht länger mit Waffen versorgen, sondern sie vielmehr sofort entwaffnen und für Gerechtigkeit sorgen. "Wenn die Regierung in Kartum ihrer Verantwortung nicht nachkommt, appellieren wir an die internationale Gemeinschaft, sofort zu intervenieren. Der Faktor Zeit ist entscheidend, um unschuldiges und kostbares Leben zu retten", betonen die Bischöfe.

Sie fordern die Regierung auf, Hilfsorganisationen ins Land zu lassen, damit die Menschen mit Nahrung und Medizin versorgt werden können und die Heimatlosen Hilfe und Schutz erhalten. Eine Regierung, deren primäre Aufgabe der Schutz der Menschen und der Respekt vor der Würde seiner Bürger ist, müsse außerdem "positive Schritte in diese Richtung unternehmen und über eine friedliche Beilegung des Konfliktes beraten und verhandeln", fordern die Bischöfe. "Krieg ist nicht der beste Weg, mit Missständen umzugehen", warnen die Bischöfe. Sie fordern beide Seiten auf, sich an den Verhandlungstisch zu setzen, um eine "gerechte und friedliche Lösung der Situation zu finden".

In ihrem Schreiben bezeichnen die Bischöfe den "Holocaust" der afrikanischen Ethnie in Darfur als eine "ethnische Säuberung". Die Vereinten Nationen haben der Regierung ein Ultimatum gestellt, in dem sie fordern, die Unterstützung der Dschandschawid-Milizen zu stoppen; es läuft am Montag ab. Sollte Kartum nicht reagieren, drohen Wirtschaftssanktionen.
Indessen gibt es Friedensgespräche in Abuja, Nigeria, zwischen der sudanesischen Regierung und den zwei Guerilla-Bewegungen in Darfur. ZG04083004