06.03.2005

Indien: Über 9.000 Christen zum Hinduismus „rückbekehrt“

Hindu-Extremisten wollen Religionswechsel mit Gewalt verhindern

Indien: Über 9.000 Christen zum Hinduismus „rückbekehrt“

Hindu-Extremisten wollen Religionswechsel mit Gewalt verhindern

 

N e u D e l h i (idea) – In Indien versuchen Hindu-Nationalisten auf dem Gesetzeswege und auch mit Gewalt, Religionswechsel zu verhindern bzw. Konvertiten „rückzubekehren“. Nach Angaben des Hinduistischen Weltrats VHP sei es im vorigen Jahr gelungen, 9.130 Christen und 3.727 Muslime zum hinduistischen Glauben zurückzuführen. Die Kirchen halten diese Zahlen zwar für übertrieben, doch bestätigen sie, daß Hindu-Extremisten mit Terrortaktiken besonders unter den Armen und Kastenlosen wüten. Das berichtet die Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz. Danach spannt der VHP die paramilitärische Bewegung RSS und die Jugendmiliz Bajrang Dal für seine Zwecke ein. So zelebrierten Hindu-Priester im September im Bundesstaat Orissa die Rückkehr von 100 Christen zur Mehrheitsreligion. Im selben Bundesstaat wurde eine Rückbekehrung sogar an einem Verstorbenen vollzogen. Im Dorf Gurandi grub man die Leiche des 35jährigen Katholiken Bala Tulasiga aus und weihte sie in einer Zeremonie zusammen mit seiner Frau, Mutter und Bruder dem Hinduismus. Der Generalsekretär der Indischen Evangelischen Allianz, Richard Howell (Neu Delhi), bezeichnete Rückbekehrungen als nichtig. Durch den Glauben an Jesus Christus sei die Heilsfrage endgültig entschieden.

Junge Hindus verprügeln Bibelschüler

Nach Angaben der Weltallianz versucht der politische Flügel des organisierten Hinduismus, die Bharatiya Janata Partei (BJP), in mehreren Bundesstaaten Anti-Bekehrungsgesetze durchzusetzen. Erfolgreich sei die Partei, die nach sechsjähriger Herrschaft auf Bundesebene im vorigen Jahr abgewählt wurde, vor allem in Orissa, Gujarat und Rajasthan. Dort haben am 19. Februar Bajrang-Dal-Kämpfer rund 250 Bibelschüler verprügelt. Diese trafen in Kota, rund 500 Kilometer südwestlich von Neu Delhi, mit der Bahn ein, um an einer Absolvierungsfeier der evangelikalen Organisation „Emmanuel Ministries“ teilzunehmen. Erst nachdem der Präsident der Bibelschule, Samuel Thomas, versichert hatte, daß niemand bekehrt oder getauft werde, zog die Hindu-Jugend am 24. Februar wieder ab. Von Indiens über einer Milliarde Einwohner sind 79,8 Prozent Hindus, 12,5 Prozent Muslime und 2,4 Prozent Christen; der Rest gehört anderen Religionen an.