26.06.2006

Zahl der verfolgten Christen nimmt weltweit zu

Schirrmacher: Dialog zwischen Christentum und Islam ist ans Ende gekommen<br />

Zahl der verfolgten Christen nimmt weltweit zu

Schirrmacher: Dialog zwischen Christentum und Islam ist ans Ende gekommen

D r e s d e n (idea) – Die Zahl verfolgter Christen nimmt weltweit zu. Darauf hat der Geschäftsführer des Arbeitskreises Religionsfreiheit der Deutschen Evangelischen Allianz, Rektor Thomas Schirrmacher (Bonn), hingewiesen. In 75 Prozent aller Fälle, in denen die Religionsfreiheit in schwerer Weise verletzt werde, seien Christen betroffen, erklärte Schirrmacher in einem Vortrag zum Thema „Christenverfolgung – die häufigste Menschenrechtsverletzung der Welt?“, zu der der Evangelische Arbeitskreis (EAK) der CDU in Dresden eingeladen hatte. Jedes Jahr würden mindestens 55.000 Christen wegen ihres Glaubens getötet. Besonders betroffen seien Christen in Indien, Indonesien und Pakistan, so Schirrmacher. Der Theologe und Religionssoziologe forderte Politiker auf, sich stärker für die weltweite Religionsfreiheit einzusetzen. Sie scheuten sich vielfach davor, die Verfolgung und Diskriminierung von Christen besonders in islamischen Ländern anzusprechen, um den interreligiösen Dialog nicht zu stören. „Dabei ist dieser Dialog weltweit ans Ende gekommen“, so Schirrmacher, weil ihn auf beiden Seiten Menschen führten, die eine Minderheitenmeinung vertreten hätten und damit nicht repräsentativ gewesen seien. Auch innerhalb der EKD, die den Dialog zwischen Christentum und Islam mit angestoßen hatte, besinne man sich wieder mehr auf die missionarische Komponente des eigenen Glaubens, so Schirrmacher.

In China

besuchen sonntags mehr Menschen Gottesdienste als in Europa
Schirrmacher zufolge wächst das Interesse an Religion: „Die kommunistisch-atheistische Welt ist auf kleine Länder wie Nordkorea geschrumpft.“ So repräsentierten allein die 3,3 Millionen bekennenden Atheisten in Deutschland 2,5 Prozent aller Gottesleugner weltweit, so der Theologe. Das Christentum erlebe gegenwärtig vor allem außerhalb der westlichen Welt ein phänomenales Wachstum. In China etwa habe sich das Christentum unter Gebildeten zu einer „Schickeria-Religion“ entwickelt. Dort gingen mittlerweile jeden Sonntag mehr Menschen in christliche Gottesdienste als in ganz Europa zusammen. In Afrika und Asien habe sich die Zahl der Christen seit 1970 verdreifacht, in Lateinamerika verdoppelt. Da die Zahl der Christen besonders in Europa aber stark rückläufig sei, falle diese Entwicklung weltweit nur schwach ins Gewicht. Gegenwärtig wachse das Christentum weltweit pro Jahr mit 1,25 Prozent etwa gleich stark wie die Weltbevölkerung (1,22 Prozent).