25.12.2007

Indonesien: Mörder der drei Schulmädchen von Poso zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt

Angeklagte wurden auch für weitere Morde und Bombenanschläge bestraft

Indonesien: Mörder der drei Schulmädchen von Poso zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt

Angeklagte wurden auch für weitere Morde und Bombenanschläge bestraft

LOS ANGELES, 6. Dezember 2007 – In Indonesien wurden am 3. Dezember drei islamistische Extremisten wegen der Ermordung dreier Schulmädchen verurteilt. Ein Bezirksgericht in Südjakarta verurteilte Rahman Kalahe zu 19 Jahren Gefängnis, Agus Nur
Muhammad zu 14 und Yudi Heryanto zu zehn Jahren. Sie wurden schuldig gesprochen,
Theresia Morangke und Yarni Sambue (beide 15 Jahre alt) sowie die 17-jährigen Alfita Poliwo
enthauptet zu haben. Die Männer hatten die Mädchen am 29. Oktober 2005 im Bezirk Poso auf
Sulawesi auf dem Schulweg angegriffen. Ein viertes Mädchen, die damals 15-jährige Noviana
Malewa, überlebte den Angriff verletzt. Nach der Enthauptung wurden die Köpfe der drei
Schulmädchen in schwarze Plastiksäcke verpackt und auf die Stufen der Kirche und in der Nähe
der Polizeistation abgelegt. In den Säcken fand die Polizei einen Zettel mit der Drohung: „Wir
werden noch 100 christliche Teenager ermorden und ihre Köpfe verschenken.“ Nach dem Geständnis eines weiteren Angeklagten, Lilik Purnomos, waren die Enthauptungen
als „Geschenk“ für den Idul Fitri geplant, einen Festtag, mit dem das Ende des muslimischen
Fastenmonats Ramadan begangen wird. Nach Aussage der Angeklagten sollten die Morde auch
den Tod von Muslimen während der Zusammenstöße der Religionsgemeinschaften der Jahre
1998 bis 2001 in der östlichen Provinz von Zentralsulawesi rächen. In einer schriftlichen
Aussage vor dem Bezirksgericht von Zentral-Jakarta gestand Lilik Purnomo die Beteiligung an
Gewaltakten in Poso – an einem Bombenanschlag auf die Immanuel-Kirche, die Enthauptung
eines Dorfoberhauptes und die Erschießung von Ferry Silalahi, einem christlichen Anwalt, der
Pfarrer Rinaldy Damanik, einen Friedensaktivisten, verteidigt hatte. Für seine Rolle bei den
Enthauptungen wurde Purnomo ebenso wie Irwanto Irano bereits Anfang des Jahres zu 14
Jahren verurteilt. Purmono sagte aus, er und seine Komplizen hätten mit dem Geld eines als
Hasanuddin bekannten, ein islamischer Extremist, sechs Macheten gekauft. In den von ihm
gekauften Plastikbeuteln habe er die Köpfe der Opfer dann zu Hasanuddin gebracht.
Hasanuddin erhielt im März eine 20-jährige Haftstrafe.
Rahman Kalahe wurde auch der Beteiligung an einem Bombenanschlag am 31. Dezember 2005
auf einen Markt in Palu schuldig gesprochen, bei dem mindestens acht Menschen starben. Auch
ein weiterer Angeklagter, Abdul Muis, wurde deshalb zu 19 Jahren Haft verurteilt. Die beiden
Männer wurden außerdem wegen der Ermordung von Pfarrer Irianto Kongkoli und zwei
Gymnasiasten im Jahr 2006 verurteilt.
Außerdem befand das Gericht Syaiful Anam und Amril Niode des Bombenanschlags auf einen
Markt, in der von Christen bewohnten Stadt Tentena, im Bezirk Poso, im Mai 2005 für
schuldig. Anam erhielt dafür eine Gefängnisstrafe von 18 Jahren und Niode für 15 Jahre. Ein
Komplize steht separat vor Gericht.
Frühere Morde
Lilik Purnomos gestand auch den Mord an der damals 26-jährigen Pfarrerin Susianty Tinulele.
Sie wurde am 18. Juli 2004 bei einem Gottesdienst in der Central Sulawesi Christian Church
(GKST) von Efatah von einem maskierten Mann erschossen. Ein weiteres Kirchenmitglied, die
17-jährige Desrianti Tengkede, starb ebenfalls. Vier Gottesdienstbesucher wurden verletzt, als
der Mann in die Menge schoss. Die in der GKST ordinierte Frau Tinulele war aktive
Unterstützerin von Pfarrer Rinaldy Damanik, einem GKST-Geistlichen, der aufgrund von
falschen Anschuldigungen inhaftiert war. Pfarrerin Tinulele hatte Damanik zwei Tage, bevor sie
erschossen wurde, im Gefängnis besucht. Pfarrer Damanik ist ein wichtiger Unterzeichner des
im Dezember 2001 zwischen christlichen und muslimischen Vertretern geschlossenen
Friedensabkommens von Malino, das die religiös motivierte Gewalt beenden sollte, die 1998 in
Sulawesi ausgebrochen war. Seine vorzeitige Haftentlassung erfolgte am 9. November 2004.
Seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens ist es sporadisch zum Ausbruch von Gewalt
gekommen, wobei Christen die Mehrheit der Opfer sind.
Compass Direct