01.02.2007

Irak: Lage der Christen

Wien/Österreich, 27.01.2007 (KAP/APD) Die dramatische Verschlechterung der Situation der
Christen in islamisch dominierten Staaten ist Anlass zu einer internationalen Konferenz, die
vom 12. bis 16. Juni in Wien stattfinden wird. Unter dem Motto "Der Status religiöser
Minderheiten in Europa und im Nahen Osten" sollen nach Angaben Prof. Richard Potz,
Vorstand des Institus für Rechtsphilosophie, Religions- und Kulturrecht, Begriffe wie
"Toleranz" und "Religionsfreiheit" in Theorie und Praxis sowie die aktuelle rechtliche Situation
in Europa wie auch im Nahen Osten unter die Lupe genommen werden.
Potz betonte, dass sich die Situation für die christlichen Minderheiten im Nahen Osten sehr
differenziert darstelle. Während es etwa den Christen in Syrien relativ gut gehe, sei die Situation
im Irak, vor allem im Süden, aber auch in den mittleren Landesteilen, katastrophal. Präsident
Marte wies darauf hin, dass im Südirak in der Region Basra das christliche Leben - trotz der
"offiziellen" Besetzung der Region durch britische und verbündete Truppen - beinahe
vollständig zum Erliegen gekommen sei. Fast alle Christen seien geflohen, Angehörige von
Geistlichen seien von Islamisten bestialisch ermordet worden, ohne dass die irakischen
"Behörden" oder die britischen Besatzungstruppen eingegriffen hätten. Auch der
chaldäisch-katholische Erzbischof von Basra, Gabriel Kassab, eine herausragende Gestalt der
nahöstlichen Christenheit, sei vom Vatikan veranlasst worden, sich nach Australien zurück zu
ziehen (Kassab war noch im Jahr 2003 Ehrengast des alljährlichen Ökumenischen Empfangs
von Kardinal Christoph Schönborn). Derzeit halte nun nur noch ein einziger
chaldäisch-katholischer Priester in Basra die Stellung. Basra, noch vor wenigen Jahren eine
Hochburg der Christen, sei als Ergebnis westlicher Politik und islamistischen Totalitarismus
praktisch "christenfrei".
Diese Situation sei umso tragischer, so Marte, als die irakischen Christen dieses Szenario
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genauso vorausgesehen hätten. Entsprechende Interventionen von kirchlichen Repräsentanten
- bis hin zu Johannes Paul II. - hätten aber vor dem Irakkrieg 2003 in Washington keine
Konsequenzen gezeitigt.