20.06.2007

Deutschland: Koordinierungsrat der Muslime kritisiert EKD

K ö l n (idea) - 25.05.07 – Der Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland hat der EKD
vorgeworfen, Angst vor den in Deutschland lebenden Muslimen zu schüren. Vor einem
Spitzengespräch mit Vertretern der EKD, das am 30. Mai in einer Mannheimer Moschee
stattfinden soll, veröffentlichte der Koordinierungsrat eine Stellungnahme zu der
EKD-Handreichung „Klarheit und gute Nachbarschaft“ vom November.
Darin wird der EKD vorgeworfen, sich auf Kosten von Muslimen profilieren zu wollen. Das
Motiv der Kirche sei nicht Sorge um den Staat, sondern die Befürchtung, eigene Privilegien zu
verlieren. Dabei benutze die EKD „Klischees, die in evangelikalen Kreisen über den Islam
verbreitet werden“. Den Muslimen würden Absichten unterstellt, die diese nicht hätten, etwa die
Einführung islamischen Straf-, Ehe- und Familienrechts. Auch die von der EKD behauptete grundlegende Nähe zwischen Islam und Gewaltbereitschaft gebe es nicht: „Von einer
Gewaltandrohung eines sich zum Islam bekennenden Menschen auf ein im Wesen des Islams
verankertes vermeintliches Gewaltpotential zu schließen, kann keine Grundlage für ein
friedliches Zusammenleben sein.“ Muslimische Verbände hätten stets Gewaltakte verurteilt. So
habe keine einzige islamische Gemeinschaft in Deutschland aus Anlass der umstrittenen
Mohammed-Karikaturen zur Gewalt aufgerufen.
„Abfall vom Islam wird erst im Jenseits bestraft“
In seiner am 24. Mai in Köln veröffentlichten Stellungnahme bekennt sich der
Koordinierungsrat zur Glaubensfreiheit aller Menschen. Der Koran erlaube nicht das Töten von
Menschen, die vom Islam abfallen: „Die Strafe für dieses Vergehen wird auf das Jenseits
vertagt.“ Außerdem lege der Islam großen Wert auf die Gleichbewertung der Geschlechter. Dem
im April gegründeten Koordinationsrat gehören der Zentralrat der Muslime, die
Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), der Islamrat und der Verband
islamischer Kulturzentren an. Sie vertreten knapp 15 Prozent der 3,7 Millionen Muslime in
Deutschland und etwa zwei Drittel der 2.600 Moscheevereine.
EKD nimmt nach Gespräch mit Muslimen Stellung
Die EKD lehnte eine Kommentierung der Vorwürfe ab. Ihr Sprecher, Oberkirchenrat Christof
Vetter (Hannover), verwies auf das Spitzengespräch in Mannheim, bei dem die strittigen Fragen
erörtert würden. Danach werde der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber (Berlin),
eine Erklärung abgeben. „Wir freuen uns auf dieses Gespräch“, so Vetter gegenüber idea. Bisher
gab es zwei Begegnungen zwischen den Verbänden und der EKD. Eine für Februar geplante
dritte Begegnung war von den Muslimen wegen der EKD-Handreichung abgesagt worden. Sie
hätten noch Klärungsbedarf, so die Begründung.