02.10.2007

Libyen: die Religionsfreiheit lebt wieder auf

25.09.07 - T r i p o l i s (idea) – Nach mehr als drei Jahrzehnten der Unterdrückung erlebt die
kleine christliche Minderheit im nordafrikanischen Libyen ein Aufleben der Religionsfreiheit.
Das berichtet die ökumenische Nachrichtenagentur ENI unter Berufung auf den katholischen
Bischof Giovanni Martinelli (Tripolis).
Nachdem Revolutionsführer Muammar al Gaddafi 1969 an die Macht gekommen war, wurden
die meisten Kirchen konfisziert und geschlossen. Die Katholiken behielten nur zwei Kirchen –
eine in Tripolis und eine in Bengasi. Eine Kathedrale wurde in eine Moschee umfunktioniert.
Jetzt gebe es wieder nicht nur katholische Pfarreien, sondern auch griechisch-orthodoxe,
koptisch-orthodoxe und anglikanische Gemeinschaften. Die Staatengemeinschaft hatte Anfang
der neunziger Jahre Sanktionen gegen Libyen verhängt. Das Land wurde unter anderem
verdächtigt, für das Bombenattentat auf ein US-Passagierflugzeug verantwortlich zu sein, das
1988 nahe dem schottischen Ort Lockerbie abstürzte. Als Libyen sich bereit erklärte, den
Hinterbliebenen Schadensersatz zu zahlen, wurden die Sanktionen 2003 aufgehoben. Die
meisten Christen sind laut Martinelli illegale afrikanische Zuwanderer sowie Asiaten. Der
Bischof hält freitags drei Gottesdienste in verschiedenen Sprachen. Die Sonntagsmesse wird auf
Arabisch gehalten. Eine katholische Kirche in Tripolis, die während der Revolution
beschlagnahmt worden war, wird jetzt zurückgegeben. Der Bischof stellte sie der anglikanischen
Gemeinschaft in Libyen zur Verfügung. Von den 5,7 Millionen Einwohnern Libyens sind nach
offiziellen Angaben etwa 97 Prozent Muslime. Daneben existieren katholische, orthodoxe und
andere Minderheiten.