Aserbaidschan: Baptisten fassungslos über Gefängnisstrafe für Pastor

AKREF / SD - 5. Oktober Ein Gericht in Aserbaidschan hat heute (3. Oktober), wie Forum 18
News Service bekannt geworden ist, die Berufung von Baptisten-Pastor Zaur Balaev gegen eine
zweijährige Gefängnisstrafe abgelehnt. "Wir sind fassungslos über das Urteil des Gerichts", teilt
der Leiter der Baptistischen Union Ilya Zenchenko Forum 18 auf den Stufen zum
Gerichtsgebäude mit. "Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Es ist eine Tragödie für seine
Ehefrau und die Kinder." Die Baptisten waren zuversichtlich, dass die Verurteilung aufgehoben
bzw. wenigstens die Strafe reduziert werden würde. Beamte haben es abgelehnt, Forum 18 zu
erklären, warum auf Balaev abgezielt und er für die religiösen Aktivitäten in seiner Gemeinde
bestraft wurde. Zenchenko von der Baptistischen Union teilte Forum 18 mit, dass das Verfahren
sehr schnell abgehandelt wurde - "alles war in zwei Minuten vorüber". Er fügte hinzu, dass
"Zaurs Sohn sehr betrübt ist und sich beklagt, dass es keine Hoffnung und kein Gesetz in
Aserbaidschan gibt". Er ist jung, aber seine seelisch bedingte Reaktion ist verständlich.
Baptisten einer anderen Gemeinde in Balaevs Heimatdorf, die - im Gegensatz zu Balaevs
Gemeinde staatliche Registrierung grundsätzlich ablehnen - werden von den Behörden auch mit
Gefangennahme bedroht. Zaurs Ehefrau war es möglich, kurz mit ihm zu sprechen und ihn mit
warmen Kleidern zu versorgen, da es inzwischen sehr kalt geworden ist. Zechenko erklärt
weiter, "dass Zaur noch in Seki ist, von wo er in das Arbeitslager geschickt werden soll, wohin
wissen wir noch nicht."
Balaev möchte beim Obersten Gerichtshof berufen und, wenn nötig, seinen Fall beim
Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg vorbringen. Das Büro des
staatlichen Komitees für die Arbeit mit religiösen Organisationen war nicht bereit, Forum 18
Auskunft zur Berufung zum Urteilsspruch zu geben.
Der 44-jährige Balaev leitete eine Baptistengemeinde in Aliabad, Anträge um gesetzliche
Anerkennung wurden wiederholt abgelehnt, die Gemeinde ist Jahren mit Schikanen seitens der
örtlichen Behörden konfrontiert. Balaev wurde im Mai unter dem Vorwand eines
"ungesetzlichen" Gottesdienstes und Angriffen auf die Polizeibeamte verhaftet. Gegen die
damals verhängte zweijährige Gefängnisstrafe berief Balaev. Zechenko von der Baptistischen
Union konnte bei einer Anhörung zur Verteidigung Balaevs deutlich machen, dass die
Gemeinde ihre Mitglieder lehrt, keinen gewalttätigen Widerstand zu leisten und er bezeugte,
dass Zaur keine Gewalt ausüben würde.
Am 3. Oktober gelang es Forum 18 mit Chingiz Askerov, dem Leiter der Abteilung zum Schutz
von Menschenrechtsangelegenheiten in der Verwaltungsbehörde des Präsidenten zu sprechen,
der sich aber in keiner Weise zu der gefällten gerichtlichen Entscheidung äußern wollte.
Die Behörden unterdrücken seit langem die ihnen nicht genehmen religiösen Minderheiten,
indem sie ihnen die staatliche Anerkennung verwehren und sie wegen Abhaltung nicht
bewilligter Versammlungen bedrohen und bestrafen und den Import religiöser Literatur
einschränken.
Quelle: Forum 18 News Service, Oslo