04.09.2007

Afghanistan: Taliban ermorden zweiten Christen

29-jähriger Computerspezialist engagierte sich ehrenamtlich für Arme und Behinderte

Afghanistan: Taliban ermorden zweiten Christen

29-jähriger Computerspezialist engagierte sich ehrenamtlich für Arme und Behinderte

 

K a b u l / S e o u l (idea) - 31.07.07– Im afghanischen Geiseldrama schrecken die
radikal-islamischen Taliban auch vor Mehrfachmorden nicht zurück. Sie erschossen am 30. Juli
einen zweiten Mann aus der Gruppe von ursprünglich 23 südkoreanischen Christen, darunter 18
Frauen, die am 19. Juli in der Provinz Ghazni in die Gewalt der Taliban geraten waren. Bei dem
jüngsten Opfer handelt sich um den 29-jährigen Shim Sung-Min.
Der Computerspezialist, der wie die anderen Geiseln einer reformierten Kirchengemeinde
angehörte, engagierte sich nach Angaben seines Vaters Shim Chin-Pyo ehrenamtlich in der
Hilfe für Arme und Behinderte. Der Junggeselle wurde mit einem Maschinengewehr
niedergestreckt, nachdem die afghanische Regierung nicht auf die Forderung der Taliban
eingegangen war, inhaftierte Gesinnungsgenossen freizulassen. In der Hand der Extremisten
befindet sich auch weiterhin ein deutscher Bauingenieur. Ein weiterer 44 Jahre alter Deutscher
war in der Geiselhaft ums Leben gekommen. Die Südkoreaner, meist Krankenschwestern,
kamen nach Afghanistan, um der Bevölkerung medizinisch beizustehen. Sie wurden entführt,
als sie einen Kindergarten für mittellose Kinder und Waisen besuchten wollten. Der Anführer
der Gruppe, Pastor Bae Hyung-Kyu, wurde an seinem 42. Geburtstag, dem 25. Juli, mit zehn
Schüssen ermordet. Seine Leiche wurde inzwischen in seine Heimat überführt. Er soll erst nach
der Freilassung der übrigen Geiseln beerdigt werden.
Christen und Muslime fordern Freilassung
Die Weltweite Evangelische Allianz, die 420 Millionen Evangelikale repräsentiert, hat zum
Gebet aufgerufen. Auch Papst Benedikt XVI. rief dazu auf, die Protestanten freizulassen. In die
Appelle reihten sich ferner Muslime in Afghanistan und Südkorea ein. Evangelikale Gemeinden
und Gruppen in Südkorea haben etwa 17.000 Mitarbeiter in 173 Länder entsandt. Im Jahr 2004
waren acht südkoreanische Christen im Irak entführt worden; ein 33-Jähriger wurde geköpft.
Der Weltallianz zufolge engagieren sich gegenwärtig etwa ein Dutzend koreanische
Hilfsorganisationen und Kirchen mit rund 100 ehrenamtlichen Mitarbeitern in Afghanistan. Seit
2002 reisten jährlich zwischen 400 und 500 Südkoreaner in das Land, um die Bevölkerung beim
Wiederaufbau von Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, Landwirtschaft und
Informationstechnologie zu unterstützen. Unter anderem haben sie Kliniken aufgebaut.