14.04.2008

Türkei: Besuch Barrosos beim Ökumenischen Patriarchen irritiert Ankara

Ankara/Türkei, 10.04.2008 (KAP) Vor dem ersten Besuch von EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Durao Barroso in der Türkei hat es ein protokollarisches Tauziehen um die Rolle des Ökumenischen Patriarchen gegeben. Wie die Zeitung "Cumhuriyet" meldete, war die türkische Seite von Barrosos Wunsch nach einem Besuchstermin bei Bartholomaios I. im Phanar "irritiert", weil sie davon eine Aufwertung des Patriarchats befürchtete. Der EU-Kommissionspräsident solle doch lieber den Mufti von Istanbul, Prof. Mustafa Cagrici, besuchen, schlugen die türkischen Diplomaten laut Bericht vor. Die Einigung bestehe nun darin, dass Barroso am Freitag in Istanbul sowohl mit dem Patriarchen als auch mit dem Mufti zusammenkommen soll.

Das offizielle Ankara verfolgt alle Besuche ausländischer Gäste im Patriarchat mit Misstrauen. Für die Regierungsbürokratie gilt der Patriarch nur als "örtlicher Geistlicher", der für die griechisch-orthodoxen Christen in der Türkei zuständig ist. Die weltkirchliche Rolle des Patriarchen als Oberhaupt von mehr als 350 Millionen orthodoxen Christen wird bestritten. Hinter vorgehaltener Hand wird allerdings auch im Außenministerium in Ankara zugegeben, dass sich der Staat mit dieser "kemalistischen" Traditionslinie lächerlich macht.

Quelle: Kathpress, Wien/Österreich