22.08.2008

Pakistan: Christen uneins in der Beurteilung ihrer Lage

Menschenrechtler kritisieren Zunahme der Christenverfolgung unter dem pakistanischen Ex-Präsidenten Pervez Muscharraf

Pakistan: Christen uneins in der Beurteilung ihrer Lage

Menschenrechtler kritisieren Zunahme der Christenverfolgung unter dem pakistanischen Ex-Präsidenten Pervez Muscharraf

L a h o r e / M ü n c h e n (idea) - 22.08.08 – Kirchen und christliche Werke in Pakistan beurteilen die Situation der Christen sehr unterschiedlich. Nach Ansicht der Menschenrechtsorganisation „Claas“ (Zentrum für gesetzlichen Beistand) ist es in der neunjährigen Amtszeit des am 18. August zurückgetretenen Präsidenten Pervez Muscharraf zu verstärkten Christenverfolgungen gekommen. Bei antichristlichen Ausschreitungen seit 1999 seien mehr als 55 Kirchen angegriffen, 58 Christen umgebracht und 275 Personen verletzt worden. Außerdem gab es 212 Anklagen wegen Verstößen gegen das Blasphemiegesetz. Nach diesem Gesetz wird mit bis zu lebenslangem Gefängnis oder mit dem Tod bestraft, wer Mohammed „beleidigt“ oder den Koran „missbraucht“. Vier Christen und sechs Moslems seien ohne Gerichtsverfahren von Fanatikern getötet worden. Muscharraf habe nichts getan, um Minderheiten zu schützen, sondern zu ihrer Diskriminierung beigetragen, zitiert der US-amerikanische Informationsdienst Assist den Claas-Direktor Joseph Francis (Lahore), der auch eine Juristenvereinigung zum Schutz angeklagter Christen gegründet hat.

Evangelischer Bischof sieht Minderheitenschutz

Hingegen weist der Bischof der Diözese Riwand der Evangelischen Kirche von Pakistan, Samuel Azariah, darauf hin, dass Muscharraf mit einigen Entscheidungen die Lage der Christen verbessert habe, etwa durch einen Minderheitenschutz bei Wahlen. Auch der Rektor des „Technischen Zentrums Don Bosco“ in Lahore, Miguel Ruiz, findet, dass sich der Druck auf Pakistans Christen verringert habe. Eine Änderung des Blasphemiegesetzes sei an der Drohung fundamentalistischer islamischer Kreise gescheitert, mit Unruhen zu reagieren. Zugleich kritisierte Ruiz gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“, dass christliche Kinder in Pakistan fast keinen Zugang zum Bildungssystem hätten und kaum eine höhere Schulbildung erwerben könnten. Teilweise könnten sie nicht einmal in kirchliche höhere Bildungseinrichtungen aufgenommen werden, weil sie die vom Staat vorgegebenen Aufnahmetests nicht bestünden. Von den rund 170 Millionen Pakistanern sind 2,4 Millionen Christen.