28.08.2008

Indien: Antichristliche Pogrome nach Mord an Hindu-Führer

Tote, Verletzte, Flüchtlinge und mehrere hundert zerstörte Kirchen wurden in dem Bundesstaat Orissa gemeldet

Indien: Antichristliche Pogrome nach Mord an Hindu-Führer

Tote, Verletzte, Flüchtlinge und mehrere hundert zerstörte Kirchen wurden in dem Bundesstaat Orissa gemeldet

B h u b a n e s w a r (idea) - 28.08.08 -  In dem indischen Bundesstaat Orissa ist es zu antichristlichen Pogromen gekommen. Anlass ist die Ermordung des Hindu-Führers Swami Laxmanananda Saraswati am 23. August. Obwohl die Regierung erklärte, maoistische Kommunisten hätten die Bluttat verübt, machte die nationalistische Organisation „Vishwa Hindu Parishad“ (VHP) Christen für die Tat verantwortlich.

Nach Angaben kirchlicher Stellen wurden seither mindestens 21 Christen umgebracht und mehr als 114 Personen bei Angriffen schwer verletzt. Am meisten litten die Gemeinden im Kandhamal-Bezirk. Dort wurde der Pastor der adventistischen Kirchengemeinde Bakingia, M. Samuel Naik, ermordet. Mehr als 400 Kirchen, über 500 Häuser und zahlreiche kirchliche Bildungs- und Sozialeinrichtungen seien zerstört worden, berichtet der Präsident des Rates der indischen Christen, Sajan K. George. Im Distrikt Gajapati sei Pastor Mukunda Bardhan aus Mukundapur bei lebendigem Leib verbrannt worden. Einen anderen Pfarrer habe eine aufgebrachte Menge vor seiner Kirche gekreuzigt. Mehrere Nonnen seien vergewaltigt worden. Angriffe habe es auch auf Mitarbeiter und Einrichtungen des Hilfswerks World Vision, des Missionswerks Operation Mobilisation und ein Haus der von Mutter Teresa gegründeten „Missionarinnen der Nächstenliebe“ gegeben. Der indischen Evangelischen Allianz zufolge haben die Ausschreitungen ein bisher nicht gekanntes Ausmaß angenommen. In ganz Orissa scheine kein Dorf mit christlicher Bevölkerung verschont geblieben zu sein. Die Polizei tue wenig zum Schutz der Christen, die zu Tausenden in Wälder geflohen seien.

Katholiken geben ausländischen Evangelikalen Mitschuld

Aus Protest gegen die Übergriffe auf Christen riefen die evangelischen und katholischen Bischöfe alle Schulen und Bildungseinrichtungen in Indien zu einem Streik am 29. August auf. Zugleich forderten sie die Regierung des Bundesstaates Orissa in Bhubaneswar und die Zentralregierung in Neu Delhi auf, die Angriffe der militanten Hindus sofort zu stoppen. Sprecher der katholischen Kirche gaben aber auch ausländischen evangelikalen Missionsgesellschaften aus Nordamerika eine Mitschuld an den Ausschreitungen. Diese Gruppierungen machten Lockangebote für Übertritte zum Christentum. Während die „Bekehrten“ sich anschließend selbst überlassen würden, müsse die katholische Kirche in Indien die Konsequenzen tragen, sagte der Sprecher der Bischöfe im Bundesstaat Andhra Pradesh, Anand Mutungal, laut der Nachrichtenagentur kathweb. In Orissa, das als Hochburg militanter Hindus gilt, sind 94 Prozent der Bevölkerung Hindus. 2,4 Prozent der etwa 37 Millionen Einwohner gehören Kirchen an. Indien hat rund 1,1 Milliarden Einwohner, von denen 82 Prozent Hindus, 12 Prozent Muslime und 3 Prozent Christen sind.