01.12.2008

Kirchen und Evangelische Allianz begrüßen Aufnahme von Irak-Flüchtlingen

Deutschland will 2.500 Verfolgten Schutz bieten

Kirchen und Evangelische Allianz begrüßen Aufnahme von Irak-Flüchtlingen

Deutschland will 2.500 Verfolgten Schutz bieten

B e r l i n (idea) – Kirchen und christliche Organisationen begrüßen die Entscheidung der Europäischen Union (EU), 10.000 besonders schutzbedürftige Flüchtlinge aus dem Irak aufzunehmen. 2.500 Personen sollen nach Deutschland kommen. Der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber (Berlin), dankte am 28. November Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) für sein ausdauerndes Engagement für die Verfolgten. Nach Angaben des Politikers sollen vor allem Menschen mit gesundheitlichen Problemen, Traumatisierte, Folteropfer, alleinerziehende Mütter und Angehörige religiöser Minderheiten – nicht nur Christen -  aufgenommen werden. Huber bezeichnete die EU-Entscheidung als ersten Schritt. Ein EU-Bericht spreche von über 65.000 besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen, deren Zahl stetig steige. Hubers Angaben sind rund zwei Millionen Iraker nach Syrien und Jordanien geflohen. Vor wenigen Wochen hätten Tausende Christen aus Angst um ihr Leben die Stadt Mossul verlassen. Deutliche Anzeichen sprächen für eine „regelrechte Tötungskampagne und eine straff organisierte Vertreibungskampagne gegen die Christen“ in dieser drittgrößten Stadt des Iraks.

Erfolgreiche Lobby-Arbeit

Der Vorsitzende des Arbeitskreises für Religionsfreiheit der Deutschen Evangelischen Allianz, Pfarrer Paul Murdoch (Sachsenheim bei Ludwigsburg), äußerte sich erleichtert, dass eine zweijährige Lobbyarbeit für verfolgte Christen zu einem ersten Ergebnis geführt habe. Jetzt komme es darauf an, dass Kirchengemeinden und christliche Gemeinschaften den Flüchtlingen bei der sozialen und geistlichen Integration in Deutschland hülfen. Orientalische Christen hätten ein wesentlich intensiveres Gemeindeleben als mitteleuropäische Christen.

Christen sollen im Irak in Frieden leben können

Auch der württembergische Landesbischof Frank Otfried July (Stuttgart) forderte, dass Christen im Irak in Frieden leben können. Die Jahrhunderte alte Tradition der Christen im Zweistromland dürfe nicht untergehen. Die bayerische Synode kündigte eine Fortsetzung ihrer Hilfe für die notleidenden Christen in den nordirakischen Flüchtlingslagern an. Der braunschweigsche Landesbischof Friedrich Weber (Wolfenbüttel) teilte mit, dass seine Synode 5.000 Euro für Flüchtlings- und Asylbewerberprojekte in Kirchengemeinden bereitstelle.

Katholiken erwarten tragfähiges Konzept

Der Leiter des Katholischen Büros bei der Bundesregierung, Prälat Karl Jüsten (Berlin), dankte der EU und Schäuble für die Bereitschaft zur Aufnahme irakischer Flüchtlinge. Die katholische Kirche wolle mit ihren seelsorgerlichen und karitativen Möglichkeiten bei ihrer Integration in Deutschland helfen. Jüsten erwartet von den Innenministern der Bundesländer ein tragfähiges Konzept für die Aufnahme der Iraker.

Nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“

Kritisch zum EU-Beschluss äußert sich hingegen die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (Göttingen). Dass Europa nur 10.000 von mehr als 65.000 Härtefällen aufnehmen will, sei wie ein „Tropfen auf den heißen Stein“. Generalsekretär Tilman Zülch bezeichnete es als beschämend, dass es keine Verpflichtung einzelner Staaten zur Aufnahme einer verbindlichen Zahl von Flüchtlingen gebe. Wenn der deutschen Bevölkerung das ganze Ausmaß der Christenverfolgung im Irak bekannt wäre, wäre die Aufnahmebereitschaft genauso groß wie während des Bosnienkriegs, meinte Zülch. Damals fanden rund 320.000 Muslime Zuflucht in Deutschland.