17.02.2008

China: Uigurischer Hausgemeindeleiter und mehrere Christen verhaftet

Führender Christ wurde schwer gefoltert und zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt

China: Uigurischer Hausgemeindeleiter und mehrere Christen verhaftet

Führender Christ wurde schwer gefoltert und zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt

 

DUBLIN, 13. Februar 2008 - Im Nordwesten Chinas nahm der Staatssicherheitsdienst einen
uigurischen Hausgemeindeleiter fest. Am 12. Januar wurde der ehemalige Muslim Alimjan
Yimit in der Provinz Xinjiang verhaftet. Das berichteten Familienangehörige dem Hilfswerk
China Aid Association (CAA). Alimjans Frau Gulnur wurde ebenfalls zum Verhör
mitgenommen, später wieder freigelassen. Alimjan stehe wegen „krimineller" Aktivitäten unter
Arrest, heißt es. Einzelheiten der Vorwürfe gegen ihn sind unbekannt. Im vergangenen
September musste er sein Geschäft in Kashgar schließen. Er soll es als Vorwand benutzt haben,
„das Christentum unter den Uiguren zu predigen".
Christ schwer gefoltert
CAA zufolge wurde im November 2007 auch der uigurische Christ Osman Imin wegen der
Unterstützung von Ausländern bei illegalen religiösen Aktivitäten und der „Enthüllung von
Staatsgeheimnissen" verhaftet. Die Polizei nahm Osman bereits im Jahr 2004 fest und folterte
ihn bei Verhören schwer, erfuhr der Informationsdienst Compass Direct von örtlichen
Informanten, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben müssen. Berichtet wurde auch von der
Verhaftung von zwei weiteren uigurischen Christen aus der Provinzhauptstadt Urumqi bzw. aus
Kashgar. Osman soll im Winter ohne angemessene Kleidung an ein Metallbett gekettet worden
sein. Man fesselte ihm die Hände auf dem Rücken und zog ihn daran hoch. Oft werden bei
dieser Foltermethode die Schulterknochen des Opfers ausgerenkt. Im November 2004 kam
Osman auf Kaution frei, musste jedoch im Oktober 2006 zurück in Haft. Am 26. Juli 2007
wurde er unter überwachten Hausarrest gestellt und am 19. November 2007 erneut wegen der
„Enthüllung von Staatsgeheimnissen" inhaftiert. Als die Polizei Osmans Frau den Haftbefehl
zeigte, war ihr Mann in Ostchina auf Reisen, doch er kehrte von dort zurück, um sich den
Behörden zu stellen. Laut CAA wurde eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren gefordert, doch
aufgrund der internationalen Beachtung des Falles in den Medien wurde das Strafmaß auf zwei
Jahre „Umerziehung durch Arbeit" verringert. Osman soll inzwischen auf eine Arbeitsfarm vor
Kashgar verlegt worden sein. Obwohl zwei Besuche pro Monat gestattet sind, haben
Angehörige und auch seine Frau Osman seit seiner Verurteilung nicht gesehen.Kampagne gegen Leiter der Hauskirchen
Informanten sagten, der Grund für Osmans Inhaftierung sei die Tatsache, dass er ein
bekennender, mutiger Christ sei und für die uigurische Kirche ein wichtiger Leiter. Die
Verhaftungen Alimjans und Osmans seien Teil einer koordinierten Kampagne gegen uigurische
Christen, um die Kirche zu schwächen. „Es ist eine kleine Kirche, doch sie wächst schnell. Der
örtlichen Regierung fällt es schwer, sie zu kontrollieren. Was sie nicht kontrollieren können,
fürchten sie – vor allem in der aufgeladenen Stimmung im muslimischen Nordwesten von
China." Streitigkeiten um Landrechte in Xinjiang haben zu Unmut zwischen Uiguren – den
Ureinwohnern der Provinz – und Han-Chinesen geführt. Da die überwiegende Mehrheit der
Uiguren dem Islam angehört, während die meisten Chinesen offiziell Atheisten sind oder dem
Buddhismus bzw. Volksreligionen angehören, kommt es auch zu Religionskonflikten. Nur
wenige der schätzungsweise zehn Millionen Uiguren sind Christen. Jahrzehntelang hat die
chinesische Untergrundkirche Verhaftungen von Kirchenleitern wie Osman als eine Art
„Reifeprozess“ für die Leiter angesehen, was auch zum Wachstum der Kirche beitrug. „Falls
Osman und Alimjan das Gefängnis überleben, sind sie gestärkt, der wachsenden Zahl
uigurischer Christen zu dienen und sie zu leiten“, so ein Informant.
Compass Direct/OpenDoors