17.02.2008

Deutschland: Antireligiöses Kinderbuch verbieten?

"Wo bitte geht´s zu Gott? fragte das kleine Ferkel"

Deutschland: Antireligiöses Kinderbuch verbieten?

"Wo bitte geht´s zu Gott? fragte das kleine Ferkel"

 

B e r l i n / W e t z l a r 02.02.08 - (idea) - Für heftigen Streit sorgt ein atheistisches Kinderbuch
mit dem Titel "Wo bitte geht´s zu Gott? fragte das kleine Ferkel". Das
Bundesfamilienministerium prüft, ob das im Alibri Verlag (Aschaffenburg) erschienene Buch
auf die Liste der jugendgefährdenden Schriften kommt, weil darin die drei Weltreligionen
Judentum, Christentum und Islam verächtlich gemacht würden.
Insbesondere das Judentum werde "als besonders Angst einflößend und grausam dargestellt".
Zum Inhalt des Buches: Ein Ferkel befragt Geistliche verschiedener Religionen. Der Rabbi
erzählt vom strafenden Gott, der Bischof vom Opfertod Jesu und der Imam von der Hölle, in der
Nichtmuslime schmoren. Das Ferkel kommt zu dem Ergebnis, dass Gott offenbar nur Angst
machen will und schlussfolgert: "Wer Gott nicht kennt, braucht ihn nicht." Nach einem Bericht
der Süddeutschen Zeitung erinnert der in dem Buch dargestellte Rabbi an Karikaturen aus den
dreißiger Jahren: "Schläfenlöckchen, ein fanatisches Leuchten in den Augen, ein blitzendes
Raubtiergebiss und Hände wie Pranken." Muslime würden als "islamistischer Fanatikermob"
und der Bischof als "aufgedunsener bleicher Sack" dargestellt.
Schlimmste Klischees
Der Christliche Medienverbund KEP (Konferenz Evangelikaler Publizisten) begrüßt die
Entscheidung des Bundesfamilienministeriums, ein Indizierungsverfahren gegen das
Kinderbuch einzuleiten. Nicht nur der jüdische Glaube, sondern auch der christliche werde
verächtlich gemacht, erklärte Geschäftsführer Wolfgang Baake (Wetzlar) gegenüber idea. Das
Buch vermittele Kindern ein Bild von Religion, "das mit schlimmsten Klischees arbeitet und
schon die Kleinsten manipulativ erziehen will". Der Hass der Atheisten, die einen
Glaubenskritiker und Bestsellerautor wie Richard Dawkins ("Der Gotteswahn") feiern, kenne
offenbar keine Grenzen. Das Buch zeige auf fatale Weise, "in welchen Wahn es Menschen
treiben kann, die alle moralischen Wertmaßstäbe ablehnen, die der Glaube geben kann." Nach
einem Bericht der "tageszeitung" (Berlin) sind auch die Kirchen, der Zentralrat der Juden und
der Zentralrat der Muslime für eine Indizierung. Karikaturen im "Stürmer"-Stil
Die Kulturbeauftragte der EKD, Petra Bahr (Hannover), spreche von "Stürmer"-ähnlichen
Karikaturen. "Der Stürmer" war eine antisemitische Wochenzeitung der Nationalsozialisten. Der
Zentralrat der Juden hält das Buch ebenfalls für gefährlich. Das Perfide sei, "dass es sich mit
einer grafisch sehr attraktiven Aufmachung an junge Kinder wendet, die einer
Antireligionshetze hilflos ausgesetzt sind", so Generalsekretär Stephan Kramer (Berlin). Der
Autor des Buches, Michael Schmidt-Salomon, hält den Antisemitismus-Vorwurf hingegen für
"einen fadenscheinigen Vorwand, um Religionskritik aus den Kinderstuben zu verbannen".
Alibri-Verlagsleiter Gunnar Schedel spricht von einem "Anschlag auf die Meinungsfreiheit".
Offenbar störe das "Ferkelbuch" die Pläne des Familienministeriums zur christlichen
Werteerziehung.