19.02.2008

Gazastreifen: Nach Todesdrohungen von Islamisten leben Christen in Angst

Baptistenpastor wurde die Einreise nach Gaza verweigert – Witwe kehrte in ihre Heimat zurück

Gazastreifen: Nach Todesdrohungen von Islamisten leben Christen in Angst

Baptistenpastor wurde die Einreise nach Gaza verweigert – Witwe kehrte in ihre Heimat zurück

 

(Open Doors, 06. Februar 2008) – Nach der Ermordung des christlichen Buchladenleiters Rami
Ayyad (30) Anfang Oktober lebt die kleine christliche Gemeinschaft im Gazastreifen weiter in
Angst. Etliche Familien wanderten aus dem Gazastreifen nach Todesdrohungen militanter
Islamisten aus. Rami Ayyad hinterlässt seine schwangere Frau Pauline und zwei Söhne. Anfang
Januar ist die Familie mit weiteren Verwandten nach einem zeitweiligen Auszug in den
Gazastreifen zurückgekehrt. Dort traten sie sich mit drei weiteren Familien, die wie Rami Ayyad
für die Palästinensische Bibelgesellschaft (Jerusalem) in Gaza arbeiten, zusammen. Pauline
Ayyad soll in diesem Monat ihr Kind bekommen. Derzeit herrschen im Gazastreifen Gewalt und
chaotische Zustände. Immer wieder kommt es zu Stromausfällen und es mangelt an
Lebensmitteln und Medikamten. In den Krankenhäusern leidet die Stromversorgung und selbst
für den Notstrom mangelt es an manchmal an Kraftstoff.
Baptisten-Pastor kann nicht zu seiner Gemeinde
Der Pastor der Baptistengemeinde in Gaza, Hanna Massad, lebt ebenfalls zeitweilig außerhalb
von Gaza. Einige Male hatte er versucht, zu seiner Kirche zurückzukehren, um am Sonntag den
Gottesdienst zu leiten. An der Grenze wurde er mehrmals abgewiesen. Massad hält jedoch den
Kontakt zur Gemeinde. Er sagt, die Christen würden zunehmend Drohungen erhalten, weshalb
die Mitglieder seiner Gemeinde sich sonntags nur in kleinen Gruppen versammeln können.
Sieben zeitweilig im Westjordanland lebende Familien würden vor der schweren Entscheidung
stehen, dort zu bleiben oder zu versuchen, wieder nach Gaza einzureisen. Ein Christ sagte:
„Siebzig Prozent der Christen möchten Gaza verlassen, weil sie große Angst haben. Aber wir
lieben Gaza. Es ist unser Land; wir sind hier verwurzelt, unser Zuhause ist hier.“
Im Jahr 2007 nahm nach wiederholten Kämpfen zwischen rivalisierenden palästinensischen
Gruppen und Drohungen sowie Angriffen auf Christen und christliche Einrichtungen der Druck
auf die christliche Minderheit zu. Seit Jahrhunderten hätten die palästinensischen Christen
„einigermaßen friedlich" mit Muslimen dieses Gebietes zusammengelebt. Unter den 1,4
Millionen Einwohnern des Gazastreifens leben rund 3.000 Christen, von denen die meisten der
griechisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche angehören.