19.02.2008

Großbritannien: Bischof erhält Todesdrohungen nach Kritik an Muslimen


L o n d o n (idea) - 5.02.08 – Ein Bischof der anglikanischen Kirche von England hat
Todesdrohungen erhalten, nachdem er davor gewarnt hatte, dass sich einige, überwiegend von
Muslimen bewohnte Stadtviertel zu „Tabu-Zonen“ für Bürger anderen Glaubens entwickeln.
Der Bischof von Rochester, Michael Nazir-Ali, wurde unter Polizeischutz gestellt, berichtete die
Londoner Zeitung The Times am 2. Februar im Internet. Der gebürtige Pakistani hatte in der
Zeitung Sunday Telegraph (London) vom 6. Januar Kritik an den Folgen von „Multi-Kulti“
geübt. Er beklagte den Verlust der christlichen Identität Großbritanniens. Man habe es den
eingewanderten Bürgern erleichtert, in abgegrenzten Gemeinschaften zu leben, nur ihre eigenen
Sprachen zu sprechen und ohne Beziehungen zur Bevölkerungsmehrheit zu existieren. Das
Christentum als öffentlicher Glaube sei auf dem Rückzug. Wie die Times berichtet, nahmen
Bedienstete im Wohnhaus des Bischofs Drohanrufe entgegen, als sich Nazir-Ali auf einer Reise
in Indien befand. Die Anrufer hätten seine Familie bedroht und erklärt, der 58-jährige
Kirchenmann werde nicht mehr lange leben, wenn er nicht aufhöre, den Islam zu kritisieren.
Todesdrohungen auch in Pakistan
Nazir-Ali sagte der Times, seltsamerweise habe er ähnliche Drohungen bereits als Bischof in
Pakistan erhalten; er hätte niemals gedacht, dass ihm das auch in England geschehen könnte. Er
habe niemanden verletzen oder beleidigen wollen, schon gar nicht seine muslimischen Freunde.
Aber dass es besonders für Konvertiten zum christlichen Glauben schwer oder gar unmöglich
sei, in bestimmten Vierteln zu wohnen, sei ein zu verbreitetes Phänomen, als dass man es
ignorieren könne. Wenn man ein Leiden nicht diagnostiziere, könne man auch kein Heilmittel
finden.
Ärger in der Kirchenhierarchie
Wie die Times schreibt, gehöre Nazir-Ali zum „konservativ evangelikalen Flügel“ der Kirche
von England. Seine Äußerungen hätten in den oberen Rängen der Kirchenhierarchie Ärger
hervorgerufen. Das geistliche Oberhaupt der Anglikaner, der Erzbischof von Canterbury Rowan
Williams, räume den Beziehungen zum Islam einen hohen Stellenwert ein. Er habe im Jahr
2006 ein muslimisch-christliches Forum ins Leben gerufen. Ein namentlich nicht genannter
hochrangiger Geistlicher habe der Times geklagt, der Bischof von Rochester sei dabei, alles
rückgängig zu machen, was man aufgebaut habe. Etwa 2,8 Prozent der 60 Millionen Einwohner
Großbritanniens sind Muslime. Meist stammen sie von Einwanderern aus asiatischen Ländern
des Commonwealth ab, etwa aus Pakistan oder Bangladesch.