19.02.2008

Jordanien: Verstärkt Druck auf evangelikale Ausländer

Pastoren ausgewiesen – Studenten erhalten keine Aufenthaltserlaubnis

Jordanien: Verstärkt Druck auf evangelikale Ausländer

Pastoren ausgewiesen – Studenten erhalten keine Aufenthaltserlaubnis


A m m a n (idea) - 31.01.08 – Jordanien erhöht offenbar den Druck auf ausländische
Evangelikale, die in dem Land studieren oder als Pastoren arbeiten. Nach Angaben des
Informationsdienstes Compass Direct haben die Behörden im vergangenen Jahr mindestens 27
ausländische Familien und Einzelpersonen entweder ausgewiesen oder ihnen
Aufenthaltsgenehmigungen versagt.
Einige hätten in christlichen Gemeinden gearbeitet, andere eine theologische Ausbildung
absolviert. Nur in einem Fall hätten die Behörden eine schriftliche Begründung geliefert. Einige
Betroffene hätten angegeben, dass Geheimdienstbeamte sie nach der Evangelisation unter
Muslimen gefragt hätten. Dem finnischen Pastor Hannu Lahtinen zufolge, der im Dezember
ausgewiesen worden sei, habe man ihm erklärt, er stelle eine Bedrohung für die Sicherheit
Jordaniens dar und destabilisiere die Gesellschaft. Der Finne, der bei einer pfingstkirchlichen
Gemeinde arbeitete, wurde am 5. Dezember an einer Tankstelle festgenommen. Er musste zwei
Tage in Gewahrsam verbringen, bevor er ausgewiesen wurde. Seine Frau und seine beiden
Söhne folgten ihm eine Woche später. Wie Lahtinen mitteilte, habe man ihn unter anderem
gefragt, ob er religiöse Versammlungen für Muslime abhalte. Der Pastor verfügte nach Angaben
der finnischen Botschaft über eine gültige Arbeitserlaubnis. Wie ein Behördensprecher Compass
Direct versicherte, würden nur Ausländer ausgewiesen, die Gesetze gebrochen oder unrichtige
Angaben in ihrem Antrag zur Aufenthaltserlaubnis gemacht hätten. Manche begründeten ihren
Aufenthalt mit Sprachstudien oder ehrenamtlichen Einsätzen, verfolgten aber in Wahrheit
andere Aktivitäten.
Vorschriften für Hotel-Versammlungen verschärft
Mindestens zehn Personen, die im August und September aus Jordanien ausgewiesen wurden,
sind laut Compass Direct Studenten am Jordanischen Evangelisch-Theologischen Seminar
(JETS) in Amman gewesen. Alle Visa-Anträge von Ausländern, die im Studienjahr 2007/2008
das Seminar besuchen wollten, seien abgelehnt worden. Die Ausbildungsstätte nahm 1991 ihre
Arbeit auf und wurde 1995 beim jordanischen Kultusministerium registriert. Nach eigenen
Angaben hat sie etwa 110 Studenten. Ausländer kamen bisher aus dem Irak, Ägypten, Sudan,
Libanon, Syrien, Marokko, Jemen, den Palästinensergebieten und den Vereinigten Staaten. Laut
Compass Direct befürchten evangelikale Pastoren in Jordanien, dass ihre Rechte zunehmend
beschnitten werden. Im vorigen Jahr seien unter anderem die Vorschriften für christliche
Versammlungen in Hotels verschärft worden. In Jordanien ist öffentlicher Proselytismus
(Abwerben) von Muslimen zwar nicht verboten, widerspricht aber der staatlichen Politik, so ein
Bericht des US-Außenministeriums über die Religionsfreiheit in dem Land. Von den rund 5,5
Millionen Einwohnern sind etwa sechs Prozent Christen. Die Zahl der Evangelikalen wird laut
Compass Direct auf etwa 5.000 geschätzt. Fünf ihrer Gemeinden seien als Vereine offiziell
anerkannt.