06.07.2008

Algerien: Christen wegen angeblicher Missionsversuche verurteilt

Im Auto der evangelikalen Christen Djallal Dahmani und Rachid Seghir hatte die Polizei während einer Routinekontrolle Bibeln und andere christliche Literatur gefunden.

Algerien: Christen wegen angeblicher Missionsversuche verurteilt

Im Auto der evangelikalen Christen Djallal Dahmani und Rachid Seghir hatte die Polizei während einer Routinekontrolle Bibeln und andere christliche Literatur gefunden.

A l g i e r (idea) - 6.07.08 - Der Druck auf Christen in Algerien nimmt zu: Erneut sind zwei Christen verurteilt worden, weil sie angeblich versucht haben, Muslime zum christlichen Glauben zu bekehren.

Freie Meinungsäußerung untergraben

Grundlage für das Vorgehen gegen Christen bildet ein Religionsgesetz aus dem Jahr 2006. Danach wird mit einer zwei- bis fünfjährigen Haft bestraft, wer einen Muslim anstiftet, zwingt oder mit verführerischen Mitteln beeinflusst, zu einer anderen Religion überzutreten. Außerdem müssen sich christliche Gemeinden staatlich registrieren lassen und ihre Gottesdienste den Behörden anzeigen. Es ist verboten, christliche Literatur zu lagern und zu verteilen. Gegen das Urteil hat der Präsident der Protestantischen Kirchen Algeriens, Mustapha Krim, protestiert. Er spricht von einem "Skandal" und moniert, dass der Richterspruch die freie Meinungsäußerung untergrabe. Krim forderte die Rücknahme des 2006 verabschiedeten Religionsgesetzes und die Freiheit für Christen, ihren Glauben ebenso wie die Muslime ausüben zu können.

Gemeinden geschlossen

Mehr als die Hälfte der etwa 50 evangelischen Gemeinden in dem nordafrikanischen Land sind inzwischen geschlossen worden. Besonders im Visier sind Christen, die ihren Glauben verbreiten wollen, und Muslime, die zum Christentum übertreten. Unter den 32,4 Millionen Einwohnern Algeriens leben rund 2.000 Katholiken, überwiegend Gastarbeiter und Studenten. Die Zahl der Protestanten vor allem in der Kabylei, einer von Berbern bewohnten Bergregion rund 100 Kilometer östlich der Hauptstadt Algier, wird auf bis zu 10.000 geschätzt.

Die beiden wurden am 2. Juli von einem Gericht in Tissemsilt im Nordwesten des Landes mit einem halben Jahr Gefängnis und 1.000 Euro Geldbuße bestraft. Im Auto der evangelikalen Christen Djallal Dahmani (36) und Rachid Seghir (40) hatte die Polizei im vergangenen Jahr während einer Routinekontrolle Bibeln und andere christliche Literatur gefunden. Die beiden wurden für schuldig befunden, versucht zu haben, Muslime zum christlichen Glauben zu bekehren.