08.07.2008

Pakistan: Nach Freilassung entführter Christen Racheakt befürchtet

ISTANBUL, 8. Juli 2008 - Nach der Freilassung von 16 entführten Christen durch die verbotene radikal-islamische Gruppe Lashkar-e-Islam in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar befürchten Christen einen Gegenschlag. Der Nordwesten Pakistans gilt als Hochburg radikal-islamischer Extremisten. Die Regierung ist zu einem scharfen Vorgehen gegen Extremistengruppen dieser Gegend entschlossen. Am 21. Juni waren im wohlhabenden Viertel Academy Town von Peshawar 16 Christen, zumeist Katholiken, verschleppt worden. Bewaffnete stürmten das abgeschlossene Gelände, auf dem die Christen wohnten und einen Gottesdienst feierten. Das Gebäude wurde früher als Koranschule genutzt. Die seit Februar 2008 an der Macht befindliche Regierung der Pakistanischen Volkspartei (PPP) handelte schnell. Innerhalb von zehn Stunden kam es zur Freilassung der Entführten und zu einer Entschuldigung vonseiten der militanten Gruppe, die bei einer Pressekonferenz veröffentlicht wurde. Doch die Gemeinschaft der Christen fürchtet, dass die Militäroffensive der neuen Regierung gegen Extremisten eine Vergeltung heraufbeschwören könnte. Ashar Dean, Mitglied der Church of Pakistan, sagte dem Informationsdienst Compass Direct: „Die Lage in Peshawar bleibt gespannt." Laut Dean habe eine unbekannte islamische Gruppe im Frühjahr Drohbriefe an die dortigen Christen gesandt. Trotz Entschuldigung wurden weitere Briefe versandt. Doch würden die Christen ihrem Glauben treu bleiben. Dean stellte die Frage, was geschieht, wenn der Druck der Regierung auf militante Gruppen nachlässt. Er befürchtet, dass die Lashkar-e-Islam Rache nehmen könn

Christliche Minderheit bedroht

Lashkar-e-Islam hat in ihrer Hochburg – der Khyber Agency, einer halb autonomen Region zwischen Peshawar und der afghanischen Grenze sowie Gebieten der Umgebung – eine strenge Version des islamischen Rechts durchgesetzt. Die neue Regierung versuchte, die Gewalt durch Friedensabkommen mit Stämmen und Militanten zu vermindern. Ende Juni kam es zu einer Offensive, bei der das Haus des Kommandeurs der militanten Gruppe bombardiert, die Zentren extremistischer Organisationen zerschlagen und Verdächtige festgenommen wurden. Das Gebiet der Paschtunen Nordwestpakistans ist die Heimat militanter Muslime, die entschlossen sind, strikte islamische Regeln in Pakistan einzuführen. Christen und andere religiöse Minderheiten seien in der Nordwestprovinz eine Minderheit, sagte Ashfaq Fateh, Aktivist für christliche Rechte in Pakistan. „Aber unter diesen Minderheiten sind Christen das Hauptziel." Christen dieser Region sollen bedroht worden sein, zum Islam zu konvertieren oder sie würden getötet. Compass Direct meldete seit Mai 2007 vier derartige Fälle. Weitere Fälle blieben unbestätigt.

Compass Direct