19.11.2008

Ägyptische: Menschenrechtler bezichtigt Regierung der Doppelzüngigkeit

Geografieprofessor Fouad Ibrahim: „Nach außen vertritt die ägyptische Regierung religiöse Toleranz, im Innern duldet sie Christenverfolgung“

Ägyptische: Menschenrechtler bezichtigt Regierung der Doppelzüngigkeit

Geografieprofessor Fouad Ibrahim: „Nach außen vertritt die ägyptische Regierung religiöse Toleranz, im Innern duldet sie Christenverfolgung“

W a l d s o l m s (idea) 19. November 2008– Die ägyptische Regierung spricht mit zwei Zungen: Gegenüber der westlichen Welt bekennt sie sich zu Religionsfreiheit und Toleranz. Im Innern lässt sie islamische Extremisten gewähren, die die christliche Minderheit diskriminieren und verfolgen.

Diesen Vorwurf erhob der in Ägypten geborene Geografieprofessor Fouad Ibrahim (Wunstorf bei Hannover) auf einer Pressekonferenz der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) am 19. November im Koptisch-Orthodoxen Zentrum Waldsolms-Kröffelbach bei Wetzlar (Mittelhessen). Ibrahim lehrt Geografie der Bibel am dortigen Theologischen Kolleg. Nach seinen Worten leben die Kopten in Ägypten in großer Angst, vor allem in ländlichen Regionen. Bei Übergriffen auf koptische Kirchen und Geschäfte komme die Polizei stets zu spät und nehme nicht etwa die Angreifer fest, sondern die betroffenen Kopten. Sie würden auf diese Weise eingeschüchtert, um keine Anzeige zu erstatten. Der koptische Papst Schenouda III. müsse auf Druck der ägyptischen Regierungen nach außen erklären, dass es keine Benachteiligung von Christen gebe, da sonst die staatlichen Repressionen gegen sie verstärkt würden, so Ibrahim. Deshalb sei es die Sache von Kopten im Ausland und von Menschenrechtsorganisationen wie der IGFM, auf die Unterdrückung der Christen in Ägypten hinzuweisen. Noch schlechter als den Kopten ergehe es ehemaligen Muslimen, die zum christlichen Glauben übergetreten sind und sich offen dazu bekennen. Sie könnten wegen „Abfalls vom Islam“ von muslimischen Extremisten ermordet werden, ohne dass der Staat etwas unternehme. Besonders gefährlich sei die Situation für Konvertiten mit dem Eintrag „ehemaliger Moslem“ im Pass. Sie seien vogelfrei.

Muslimische Extremisten würden freie Wahlen gewinnen

Nach Einschätzung des Professors sind muslimische Extremisten in Ägypten keine Minderheit. Er ist überzeugt: „Wenn morgen freie Wahlen wären, würden die Islamisten gewinnen.“ Die Bevölkerungsmehrheit sei der Meinung, dass der Islam die Lösung für die Probleme Ägyptens sei. Wenn die Muslimbruderschaft die Macht übernähme, würde es den Christen noch schlechter ergehen, so Ibrahim. Der Vorstandssprecher der IGFM, Martin Lessenthin (Frankfurt am Main), rief die Bundesregierung auf, in Gesprächen mit ägyptischen Regierungsvertretern darauf zu dringen, dass Christen nicht diskriminiert werden. Er appellierte ferner an Touristen, die nach Ägypten reisen, nicht nur islamische Einrichtungen zu besuchen, sondern sich auch ein Bild vom Leben der Kopten zu machen. Laut Ibrahim sind zwölf Millionen der 79 Millionen Einwohner Ägyptens Kopten. Daneben gibt es kleinere Gruppen von Katholiken und Protestanten.