19.11.2008

China / Tibet: Unterdrückung des religiösen Lebens in Tibet weiter verstärkt

Hetzjagd, Überwachung und Verbot traditioneller Feste sollen Angst und Lähmung schüren

China / Tibet: Unterdrückung des religiösen Lebens in Tibet weiter verstärkt

Hetzjagd, Überwachung und Verbot traditioneller Feste sollen Angst und Lähmung schüren

Tibet - Frankfurt am Main - IGFM (19. November 2008) - Bereits im Vorfeld der Olympischen Spiele 2008 verboten chinesische Behörden traditionelle religiöse Feste in Tibet. Nach den Protesten im März 2008 wird der Alltag in tibetischen Klöstern streng überwacht, willkürliche Festnahmen von Nonnen und Mönchen sowie die anhaltende Diffamierung des Dalai Lama sind an der Tagesordnung. „Das Recht auf Religionsfreiheit der Tibeter wird mit Füßen getreten", unterstrich Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der in Frankfurt am Main ansässigen Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM).

In diesem Jahr durften zahlreiche traditionelle Feste in Tibet nicht stattfinden, da die chinesische Regierung diese Veranstaltungen als Auslöser der Unruhen betrachtet und sie deswegen verboten hat. Das betraf sowohl das alljährliche Pferderennen im Sommer als auch die religiösen Debatten Jang-Gun-Choe und Gang-Gyen Monlam Chenmo.

Hetzjagd auf tibetische Nonnen und Mönche

Viele Orte in Tibet, vor allem die Gegend um die Pilgerroute Barkhor in der Altstadt von Lhasa, werden seit Anfang November 2008 besonders streng überwacht. Nonnen und Mönche in Lhasa dürfen sich auf den Straßen kaum zeigen. Wagen sie es trotzdem, können sie jederzeit von chinesischen Polizisten festgenommen werden. Häuser, Strassen und Klöster in Lhasa werden systematisch nach Pilgern durchsucht. Besitzen die Pilger nicht die benötigten Reisepapiere um innerhalb Tibets reisen zu dürfen, werden sie sofort verhaftet. Am 6. November wurde in Lhasa eine Gruppe tibetischer Studenten und Pilger aus Amdo und Kham festgenommen, die in drei LKWs angereist waren. Bis heute ist über ihren Verbleib nichts bekannt.

Überwachung tibetischer Klöster

Selbst in Klöstern sind die tibetischen Nonnen und Mönche vor Übergriffen chinesischer Sicherheitsbeamten nicht sicher. Laut Bericht des im Exil lebenden tibetischen Schriftstellers Jamyang Norbu, betrachtet die chinesische Regierung tibetische Klöster als „Brutstätten allen Übels". In unmittelbarer Nähe der Klöster wurden Polizeistationen errichtet und Sicherheitspersonal in den Klöstern stationiert. Die Mönche werden rund um die Uhr überwacht, einige wurden gezwungen, ihr Kloster zu verlassen, andere befinden sich aus Furcht vor Repressalien auf der Flucht. Aus Verzweiflung haben sich in den vergangenen Monaten mindestens acht Mönche das Leben genommen.

Nach Angaben westlicher Beobachter ist die Religion aus dem Leben der Tibeter verbannt worden. Die staatliche Einmischung in ihr religiöses Leben hat eine Atmosphäre der Furcht geschaffen, in der Religionsfreiheit keinen Platz mehr hat.