25.11.2008

Türkei: 1600 Jahre altem syrisch-orthodoxes Kloster droht die Enteignung

Bericht zur Lage des Klosters

Türkei: 1600 Jahre altem syrisch-orthodoxes Kloster droht die Enteignung

Bericht zur Lage des Klosters

huyodo - 25.11.2008 - Im Streit um das Kloster St. Gabriel, eines der ältesten intakten Klöster weltweit hat die türkische Justiz am 29. August 2008 eine folgenschwere Endscheidung getroffen. Danach soll das Kloster in dem derzeit 60 Personen leben, zu Gunsten der benachbarten kurdisch-arabischen Dörfern enteignet werden.

Als Begründung für diese Endscheidung führt die Justiz an:

Das Kloster beherbergt die oben erwähnten Internatsschüler, dem Kloster wird vorgeworfen, Kinder im Alter von 10-12 Jahren zu missionarischen Tätigkeiten zu erziehen.
-dem Kloster wird vorgeworfen illegalen Besitz zu bewirtschaften, man sollte aber dabei bedenken, dass dieser Grundbesitz dem Kloster seit der Gründung zu steht.

-denn die Dörfer um das Kloster herum wurden erst mit dem Einzug des Islams gegründet.

-Dem Kloster wird vorgeworfen seine Steuern nicht bezahlt zu haben, auch dieses trifft nicht zu.

Die Grundstücksmauern wurden von den Bewohnern der umliegenden Dörfer niedergerissen, Eichen wurden gefällt und zerstört

Den Bewohnern wurde mit einem Anschlägen gedroht, sollten sie je das Kloster verlassen

Beide Gerichtsverhandlungen vor dem Lokalgericht in Midyat sind gescheitert, die neuen Gerichtstermine sind am 24.12 und am 31.12.2008, also an christlichen Feiertagen.

Das Vorhaben der arabischen und kurdischen Dörfer wird systematisch vorangetrieben, um das Kloster zu enteignen und in seiner Funktion als christliches Zentrum auszulöschen. Bereits Mitte der 1980´er Jahre wurde das Kloster im Kampf gegen den PKK-Terror immer wieder von türkischen Soldaten heimgesucht und die Bewohner belästigt. Im Jahr 1997 verbot der türkische Staat die Unterrichtung der syrischen Sprache. Seit 2005 kämpft das Kloster gegen die Beschlagnahmung seines Bodens.

St. Gabriel, ein lebendiges Kulturerbe, ist eines der größten touristischen Zentren in Südostanatolien und beherbergt jedes Jahr ca. 70.000 Touristen aus dem In- und Ausland.

Der Turabdin, der Berg der Knechte Gottes, das Gebiet, in dem dieses Kloster liegt, hat die Größe des Saarlands. Zahlreiche ehemals christliche Dörfer sind von muslimischen Kurden bewohnt, zum Teil sind diese verlassen in der Region zwischen Mardin und Idil.

Das Kloster St. Gabriel, nimmt seine Aufgaben als geistiges und kulturelles Zentrum wahr.

35 Internatsschüler werden aufgenommen und in die nahe liegenden Schulen nach Midyat, ein der größeren Kreisstädte geschickt. Die Kinder, der doch armen Dorfbewohner haben so eine Chance Abitur zu machen, einen Beruf zu erlernen oder zu studieren. 14 Nonnen vier Lehrer bzw. Betreuer betreuen die Internatsschüler und die ca. 70.000 Touristen, die aus dem In und Ausland kommen. Der Erzbischof und seine ihm nah stehenden Verwalter sorgen sich ums Kloster, kümmern sich um die Belange der Diözese Turabdin und sorgen für die diplomatischen Beziehungen und drei Mönchspfarrer zelebrieren die täglich stattfindenden Messen. Das Kloster ist ein Großbetrieb, der von Spenden aus dem Ausland lebt. Es ist Selbstversorger durch Feld und Viehwirtschaft, auf der anderen Seite leben die Bewohner von dem Tourismus.

Die Repressalien gegen die syrischen Christen haben seit November 2007 wieder zugenommen. Seit der Entführung des Mönchen Daniel Savci sind die Beziehungen zu den ehemals friedlich zusammenlebenden Menschen wieder schlechter geworden. Gründe dafür, sind unter anderem die christlichen Rückkehrer. Diese wurden vom türkischen Staat mit Subventionen angelockt, haben aber nie welche erhalten.

Die syrisch-orthodoxen Christen fordern alle Menschenrechtsorganisationen und Kirchen zu brüderlichem Handeln auf und alle diplomatischen Kanäle zu aktivieren, um der Schließung des Kloster entgegen zu wirken.

Von: Martina Ürek: martinauerek@aol.com

http://www.huyodo.com/index.php?type=review&area=1&p=articles&id=5536