26.11.2008

Ägypten: Erneut Angriffe gegen Kopten in Ägypten

Christliche Minderheit zunehmend Übergriffen islamistischer Gruppen ausgesetzt

Ägypten: Erneut Angriffe gegen Kopten in Ägypten

Christliche Minderheit zunehmend Übergriffen islamistischer Gruppen ausgesetzt

Kairo - Frankfurt am Main - IGFM (26. November 2008) – Wie erst jetzt bekannt wurde, kam es am 4. November 2008 in der ägyptischen Stadt Tayyiba, 220 km südlich von Kairo, zu Übergriffen auf die christliche Bevölkerung. Der Auslöser war ein 14jähriger koptischer Christ, der während einer vorbeiziehenden islamischen Beerdigungsprozession nicht von seinem Esel stieg. Dies wurde von den Prozessionsteilnehmern als ‚Respektlosigkeit’ angesehen. Noch während der Prozession schlugen sie den Jungen und warfen Steine gegen Läden christlicher Kopten. Die Polizei griff erst mit großer Verzögerung ein und nahm 50 Kopten und 10 Moslems fest.

Nach Überzeugung eines koptischen Priesters aus Tayyiba sei der Junge nicht wegen seines angeblich ‚respektlosen Verhaltens’ angegriffen wurde. Die Moslems würden jeden noch so kleinen Anlass ausnutzen, um Konflikte gegen die christliche Gemeinschaft in der Stadt zu schüren. Dem koptischen Jungen seien die muslimischen Verhaltensregeln gar nicht bewusst gewesen.

Nach Beginn der Ausschreitungen wurde die Polizeipräsenz zwar verstärkt, eingeschritten sind die Beamten jedoch nicht. Erst nachdem christliche Läden geplündert und beschädigt wurden, beendete die Polizei die Auseinandersetzungen. Laut Angaben einer anonymen Quelle nahm die Polizei zahlreiche Kopten vorübergehend fest - allerdings mit dem Vorsatz, sie einzuschüchtern und von der Einleitung rechtlicher Schritte gegen die muslimischen Täter abzuhalten. Seither ist die koptische Bevölkerung der Stadt Schikanen lokaler Polizeibeamten ausgesetzt. Christen mussten Schutz- und willkürliche Bußgelder in der Höhe von rund US$ 50.000 an Polizeibeamte zahlen.

Dieser Vorfall ist nur einer von vielen, die in den vergangenen Monaten stattfanden. Im Oktober kam es in Tayyiba zur Auseinandersetzung zwischen einem Christen und einem Moslem wegen eines Hauskaufs. Der Streit endete mit dem Tod des koptischen Christen, drei verletzten Christen, einem verletzten Moslem sowie 48 Verhaftungen.

Derzeit wirkt die Kleinstadt ruhig und stabil. Doch der Schein trügt. „Diese Stadt ist wie jede andere in Ägypten. Von einer Minute auf die andere kann man Fanatikern zum Opfer fallen. Manchmal helfen die Sicherheitskräfte sogar noch mit", beklagte der koptische Pater Nasr.