26.11.2008

Eritrea: Neue Verhaftungswelle - 110 Christen festgenommen

Schicksal der Christen unbekannt - Weitere Festnahmen befürchtet

Eritrea: Neue Verhaftungswelle - 110 Christen festgenommen

Schicksal der Christen unbekannt - Weitere Festnahmen befürchtet

Open Doors, 26. November 2008 – Nach einer Welle von landesweiten, gezielten Verhaftungen von Christen im ostafrikanischen Eritrea bittet Open Doors dringend um Gebet für die Gefangenen, deren Schicksal ungewiss ist. In der vergangenen Woche wurden mindestens 110 Mitglieder von staatlich nicht anerkannten Gemeinden festgenommen. Die Beamten sollen gezielt vorgegangenen sein und verhafteten Männer und Frauen, deren Namen vermutlich von Informanten im ganzen Land der People's Front for Democracy and Justice, der einzig zugelassenen Partei in Eritrea, übermittelt wurden. In Barentu und Dekemhare wurden 65 Mitglieder der „Kale-Hiwot Church" verhaftet. In Keren und Mendefera waren es 25 Mitglieder der „Full Gospel Church", die „Church of the Living God" in Mendefera und Adi-Kuala meldete 20 verhaftete Mitglieder. Informanten vor Ort befürchten eine Fortsetzung der Verhaftungen im ganzen Land. Noch ist unklar, ob die Christen in das neue Mitire, ein Militärcamp, das die Regierung eigens für die Bestrafung von religiösen Gefangenen vorgesehen hat, überstellt werden. Mitire liegt im Nordosten von Eritrea. Laut dem Informationsdienst Compass Direct werden derzeit mindestens 2.000 Christen landesweit in Polizeistationen, Militärlagern oder Schiffscontainern unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten. Viele sitzen seit Monaten oder Jahren ohne offizielle Anklage oder Gerichtsverfahren ein.

Christ starb im Militärlager

Vor Kurzem erst starb der 36-jährige Teklesenbet Gebreab Kiflom in einem Militärgefängnis in Eritrea. Der genaue Todestag ist unbekannt. Wie ein Informant berichtete, wurde Kiflom vor einem Jahr verhaftet, als er in Assab, einer Hafenstadt im Südosten Eritreas, an einem Gebetstreffen teilnahm. Seitdem saß er im Wi’a Militärgefängnis nahe Massawa. Teklesenbet war Mitglied der „Full Gospel Church". Er wurde im Militärgefängnis misshandelt. Angeblich starb er, nachdem sich ein Kommandeur in Wi’a weigerte, ihm Medizin gegen Malaria zu geben. Sein Leichnam wurde heimlich begraben. Ende Oktober wurden 65 evangelikale Christen, darunter 14 Frauen, verhaftet. Sie gehören zur „Kale Hiwot Church", „Church of the Living God" und zur "Faith of Christ Church". Letztere wurde von der Regierung bislang geduldet. Zu den Verhaftungen kam es in Adi-Teklezan Deke Zereeu, Hagaze, Anseba, Dekemhare und Adi-Kuala. Mit Namenslisten holten die Behörden die Christen aus ihren Häusern oder von ihren Arbeitsplätzen ab. Man vermutet, dass die Christen im neuen „Mitire" sitzen. Es heißt, dass mehr als 100 Christen aus anderen Gefängnissen schon dorthin versetzt wurden.

Hintergrund:

Von den über vier Millionen Einwohnern Eritreas sind rund 52 Prozent Christen, darunter ein Prozent Protestanten/Evangelikale, vier Prozent Katholiken und 47 Prozent Orthodoxe. 47 Prozent sind Muslime. Im Mai 2002 erklärte Präsident Issayas Afewerki alle Angehörigen nicht erlaubter Kirchen – darunter 35 evangelikale – zu Staatsfeinden. Nur die orthodoxe und die katholische Kirche sowie die Lutheraner und der Islam sind anerkannt. Seitdem veranlasst die Regierung Kirchenschließungen und verbietet Privatversammlungen.