01.10.2008

Deutschland: Berliner Initiative für freie Wahl zwischen Ethik und Religion

„ProReli“ für Werte-Erziehung ab der ersten Klasse

Deutschland: Berliner Initiative für freie Wahl zwischen Ethik und Religion

„ProReli“ für Werte-Erziehung ab der ersten Klasse

B e r l i n (idea) - 1.10.08 – Berlins Schüler sollen eine Wahlfreiheit zwischen Ethik- und Religionsunterricht haben. Zudem soll die Werteerziehung nicht erst ab der siebten Klasse sondern bereits ab der ersten beginnen.

Das hat der Vorsitzende der Initiative „Pro Reli“, Rechtsanwalt Christoph Lehmann, bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Braucht Berlin Religionsunterricht?“ am 30. September gefordert. Die Diskussion, an der etwa 200 Zuhörer teilnahmen, wurde von der evangelischen Wochenzeitung „Die Kirche“ und „Pro Reli“ veranstaltet. Die Initiative will innerhalb von vier Monaten mindestens 170.000 Unterschriften sammeln, damit es zu einem Volksentscheid kommt. Aufgrund einer Entscheidung des rot-roten Senats ist in Berlin der Ethikunterricht seit 2006 Pflichtfach. Zusätzlich können Schüler das Fach Religion hinzu wählen. Die Initiative „Pro Reli“ sieht den Religionsunterricht dadurch benachteiligt.

Atheisten: Philosophie verbindet, Religion trennt

Peter Schulz-Hageleit, emeritierter Professor für Didaktik der Geschichte und Mitglied im atheistischen Humanistischen Verband Deutschlands, vertrat die Ansicht, dass der Religionsunterricht ein Gruppeninteresse sei, während Philosophieunterricht im allgemeinen Interesse liege. Philosophie verbinde die Menschen, während Religion sie trenne. Religionsunterricht als ordentliches Unterrichtsfach sei ein „kulturpolitischer Rückschritt“. Die Sonderrechte der Kirchen dürften nicht verstärkt werden. Andernfalls könnte auch die feministische oder die Ökologie-Bewegung ein Pflichtfach einfordern. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Partei „Die Linke“ im Berliner Abgeordnetenhaus, Marion Seelig, regte an, dass Fach Ethik in „Interkultureller und interreligiöser Dialog“ umzubenennen. Die Politikerin bedauerte, dass viele Eltern ihre Kinder an konfessionellen Schulen anmeldeten, da die Kinder dort „unter sich“ seien.

Generalsuperintendent: Vorwurf der Mission „lächerlich“

Der Generalsuperintendent von Berlin, Ralf Meister, beklagte einen „unverhüllten antikirchlichen Affekt in der Stadt“. Er kritisierte Einseitigkeiten im Ethik-Unterricht. So berücksichtigten Lehrbücher beim Thema „Gewissen“ nicht die Erkenntnisse Martin Luthers, obwohl diese anerkanntermaßen bahnbrechend gewesen seien. Meister wies den Vorwurf, der Religionsunterricht diene der Mission, als „lächerlich“ zurück. Vielmehr gehe es um Wissensvermittlung und die Auseinandersetzung mit Glaubensfragen. Dieses Ziel sei auch dann erreicht, wenn sich ein Schüler aufgrund des erworbenen Wissens gegen den Glauben entscheide.