11.09.2008

Indien: Erschütternde Erfahrungen eines Priester in Orissa

Ein Attentat auf die „Heiligkeit des Lebens“

Indien: Erschütternde Erfahrungen eines Priester in Orissa

Ein Attentat auf die „Heiligkeit des Lebens“

ROM, 11. September 2008 (ZENIT.org).- Während die Situation nach den schwerwiegenden Vorfällen fundamentalistisch motivierter Gewalt gegen die Christen im indischen Bundesstaat Orissa langsam zur Normalität zurückzukehren scheint, werden immer mehr Einzelschicksale bekannt, die die Schwere der Vorfälle zum Ausdruck bringen. Dies gilt auch für das Zeugnis von P. Bernard Dighal, Administrator der Diözese Bhubaneshwar, der selbst lange Zeit geprügelt und dann halbtot im Dschungel zurückgelassen worden war. Die Nachrichtenagentur ASIANEWS des Päpstlichen Instituts für Auslandsmissionen berichtete darüber.„Der Angriff auf die Christen von Orissa war ein Angriff auf die Heiligkeit und die Würde des menschlichen Lebens. Das muss die Welt wissen!“ P. Dighal erzählte von der Dramatik, die die Christen in Orissa Tag für Tag erlebt hätten.„In einigen Ländern werden sogar die Tiere durch Gesetze und Rechte in ihrem Wohlbefinden verteidigt. In Kandhamal sind wir schlechter behandelt worden als das Vieh: Alles Mögliche an Unwürdigem, Obszönem, Foltern gegen die Christen war möglich. Männer, Frauen, Kinder, sie alle wurden zu Opfern brutaler Grausamkeiten.“P. Dighal war stundenlang von radikalen Hindus verprügelt worden; eine Nacht lang blieb er fast bewusstlos und halbnackt im Dschungel liegen, bis sein Chauffeur ihn schließlich fand.Im Krankenhaus von Mumbai, in das er eingeliefert worden ist, gingen seine Gedanken trotz der weiter notwendigen Behandlungen und Bluttransfusionen zu seinen Familienagehörigen, die alle fliehen mussten, um der Ermordung zu entgehen und jetzt in einem Flüchtlingslager nahe bei Bhubaneshwar untergebracht sind. Dighal brachte seinen Dank Gott gegenüber zum Ausdruck, dass er ihm sein Leben gerettet hatte. Gleichzeitig sorge er sich um die anderen, die in den Dschungel geflohen waren, aber selbst dort nicht sicher seien. Mütter, Kinder, Alte, Jugendliche lebten in einer äußerst prekären Lage - und in Schrecken. Die Gefahren machten auch vor dem Flüchtlingslager nicht halt.P. Dighal berichtete vom Besuch in einer Pfarrei im Distrikt von Kandhamal am 23. August, als Swami Laxamananda Saraswati und vier seiner Adepten von Maoisten getötet worden waren. Am 25. August hätten dann der Vhp (Vishwa Hindu Parishad) und andere radikale Gruppen des Sangh Parivar einen Streik beschlossen, dem sich Tausende von Menschen anschlossen. Am selben Tag habe P. Dighal der Pfarrei von Sankrakhol einen Besuch abgestattet, als ein Mob die Kirche angriff. 

Die Pfarrei und die Kirche seien geplündert und dann abgebrannt worden, während die aufgebrachte Menschenmenge wütende Sprechchöre gegen das Christentum skandierte.Bei seiner Flucht in den Dschungel habe Dighal dann 15 Kilometer zu Fuß zurückgelegt, bis ihn die Extremisten fassten und mit Eisenstangen, Äxten und Steinen zusammenschlugen.In Kandhamal, so P. Dighal, würden die Christen direkt von den Radikalen der Hindutva angegriffen. Polizei und Regierung seien unfähig, diesen Kräften, die Leben und Würde zerstörten, etwas entgegenzusetzen. Manchmal sei es sogar so, dass sie nicht einmal vorbeugende Maßnahmen treffen wollten.