11.09.2008

Pakistan: Skandalöses Gerichtsurteil zur Zwangsverheiratung einer 13jährigen Christin

- Alarmierende Zunahme von Zwangsislamisierungen Minderjähriger - Bedrohte Menschenrechtsverteidiger – Präsident Zardari unter Druck

Pakistan: Skandalöses Gerichtsurteil zur Zwangsverheiratung einer 13jährigen Christin

- Alarmierende Zunahme von Zwangsislamisierungen Minderjähriger - Bedrohte Menschenrechtsverteidiger – Präsident Zardari unter Druck

Multan – Lahore – Frankfurt am Main (11. September 2008) – 60 Jahre nach dem Tod des am 11. September 1948 verstorbenen Staatsgründers Pakistans Ali Jinnah, beklagt die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) eine markante Zunahme von Zwangsislamisierungen minderjähriger Mädchen und zunehmend bedrohte Menschenrechtsverteidiger.

Wie jetzt bekannt wurde, urteilte am 9. September ein Bezirksgericht in Multan, dass ein von Muslimen entführtes 13jähriges, zwangsislamisiertes und zwangsverheiratetes christliches Mädchen Muslimin bleiben müsse und ehereif sei. Sie wurde ihrem muslimischen Entführer und Ehemann „zurückgegeben“. Nur ihre zehnjährige ebenfalls entführte und zwangsverheiratete Schwester durfte zu ihren Eltern zurückkehren.

Drei Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation‚Centre for Legal Aid Assistance and Settlement’ (CLAAS, in Lahore), die sich für die Mädchen eingesetzt hat, wurden mit dem Tode und mit Anzeigen wegen angeblicher Blasphemie bedroht. Radikale Muslime verübten 2008 bereits zwei Anschläge auf den Leiter von der christlichen Menschenrechtsorganisation, andere Mitarbeiter mussten in den Untergrund gehen. CLAAS will mit rechtlichen Schritten weiter für die Freiheit des Mädchens kämpfen.

In einem weiteren Fall entführte eine islamische Frau in Lahore Ende Juni 2008 die 13jährige Christin Sonia Younis, verheiratete das Mädchen mit ihrem Sohn Imran und zwang es zum Islam überzutreten. Als Sonias Eltern Anzeige erstatten wollten, zeigte der zuständige Polizeibeamte ihnen die Urkunde des Übertritts ihrer Tochter zum Islam und der Heirat mit Imran. Die Polizei lehnte eine Weiterverfolgung des Falles ab.

Präsident Zardari unter Druck islamischer Kräfte

Nach Einschätzung von CLAAS steht auch der neue Präsident Asif Ali Zardari mindestens genauso unter dem Druck islamistischer Kräfte wie sein Vorgänger Pervez Musharraf. Die Aufhebung der Gesetze, die Minderheiten und Frauen diskriminieren, erscheint vor diesem Hintergrund als äußerst unwahrscheinlich. 

Während dem Gründer Pakistans, Ali Jinnah, 1947 ein toleranter Staat vorschwebte, in dem jeder frei seiner Religion nachgehen konnte, trachtet in der heutigen „Islamischen Republik“ eine wachsende Zahl von Muslimen danach, ihre Version eines „wahren Islam“ mit allen Mitteln durchzusetzen. Dies führt zu Zwangislamisierungen insbesondere bei jungen, von Muslimen entführten christlichen Mädchen.