20.09.2008

Indien: Gewaltwelle gegen Christen überrollt weite Landesteile

Indien: Hindu-Extremisten verüben „pogromartige Übergriffe“ in sechs Bundesstaaten

Indien: Gewaltwelle gegen Christen überrollt weite Landesteile

Indien: Hindu-Extremisten verüben „pogromartige Übergriffe“ in sechs Bundesstaaten

N e u D e l h i (idea) - 20.09.08 – In Indien hat die Welle der Gewalt gegen Christen weite Teile des Landes ergriffen. Die brutalen Übergriffe hinduistischer Extremisten begannen im Bundesstaat Orissa; inzwischen ermorden sie Christen und verwüsten ihre Kirchen und Häuser auch in Karnataka, Kerala, Madhya Pradesh, Uttar Pradesh und Jharkhand.

Die Attacken richten sich auch gegen die Staatsgewalt. Am 17. September brannten etwa 500 Hindu-Extremisten eine Polizeistation im Kreis Kandhamal (Orissa) nieder; dabei kam ein Polizist ums Leben. Vor allem aber sollen Christen gezwungen werden, ihrem Glauben abzuschwören und sich zum Hinduismus zu bekehren. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) spricht von pogromartigen Übergriffen. Augenzeugenberichte offenbaren ein Unmaß an Brutalität. So erzählte eine Frau, dass ihr Gatte vor ihren Augen zerstückelt worden sei. Ein Mann erklärte, sein Bruder sei bei lebendigem Leibe verbrannt worden, weil er seinen Glauben an Christus nicht verleugnen wollte. Bei den Angriffen, die Ende August begannen, sind nach Schätzungen mindestens 50 Personen ums Leben gekommen. Insgesamt wurden mehr als 50 Kirchen niedergebrannt und 1.500 Häuser von Christen zerstört. Bis zu 50.000 Christen flohen aus ihren Dörfern; rund 15.000 von ihnen suchten in Flüchtlingslagern Zuflucht.

Verbot radikaler Hindu-Partei gefordert

Die Übergriffe waren nach der Ermordung des extremistischen Hindu-Führers und Christengegners Swami Laxmanananda Saraswati am 23. August ausgebrochen. Inzwischen hat sich die verbotene „Kommunistische Partei Indiens – Maoisten“ zu der Bluttat bekannt. Hindu-Extremisten machen trotzdem weiterhin Christen für den Mord verantwortlich. Saraswati, lokaler Anführer der radikalen Hindu-Bewegung Vishwa Hindu Parishad (VHP), soll Drahtzieher von mindestens 56 Übergriffen auf Christen seit 1987 gewesen sein. Unterdessen hat die Indisch-Amerikanische Christliche Organisation in Nordamerika (FIACONA) ein Verbot der VHP gefordert. Ihr militanter Charakter sei offensichtlich, so FIACONA-Präsident Bernard Malik. Die VHP könne daher nicht für sich in Anspruch nehmen, Hindus zu repräsentieren. Diese seien friedliebende Menschen, die sich der Gewaltlosigkeit verschrieben hätten.

Bischof vermutet politische Motive

Der katholische Bischof Abraham Mar Julius vermutet, dass die Extremisten politische Ziele verfolgen. Sie suchten einen Feind, um ihre Anhänger hinter sich zu scharen. Ende Dezember finden Wahlen in Indien statt. Die katholische Kirche werde weiterhin für ihre Rechte einstehen und sie notfalls vor dem Verfassungsgericht einklagen. Papst Benedikt XVI. und kirchliche Dachverbände wie die Indische Evangelische Allianz und der Ökumenische Rat der Kirchen haben die Gewaltwelle verurteilt. In Orissa sind 94 Prozent der etwa 37 Millionen Einwohner Hindus; 2,1 Prozent der gehören Kirchen an. Indien hat rund 1,1 Milliarden Bürger, von denen 82 Prozent Hindus, 12 Prozent Muslime und 3 Prozent Christen sind.