29.09.2008

Ägypten: Koptische Klöster wegen Gewaltdrohungen geschlossen

Internetaufrufe zu Anschlägen auf Christen – Zunahme der Gewalt gegen Kopten während des Ramadans

Ägypten: Koptische Klöster wegen Gewaltdrohungen geschlossen

Internetaufrufe zu Anschlägen auf Christen – Zunahme der Gewalt gegen Kopten während des Ramadans

Kairo – Alexandria - Frankfurt am Main (29. September 2008) - Mehrere koptisch-orthodoxe Klöster im Nordwesten Ägyptens und in Alexandria mussten wegen Terrorgefahr geschlossen werden. Das teilt am heutigen Montag die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) mit. Die koptisch-orthodoxen Kirchenvorsteher beschlossen die Schließung nach Erhalt von Drohbriefen und mehreren Ankündigungen von Terroranschlägen im Internet. Nach Auffassung der Kirchenvorsteher sei die Gefahr für Besucher und Klosterbewohner zu groß, berichtet die IGFM.

Wie die koptische Kirche bekanntgab, wurden vier Klöster vom 24. September bis voraussichtlich 14. Oktober 2008 geschlossen. Die Klöster hatten mehrere Drohbriefe erhalten, die terroristische Anschläge ankündigten. Bis jetzt herrscht Unklarheit darüber, wer hinter den Drohungen steckt, allerdings sind Ankündigungen über baldige Anschläge auf christliche Einrichtungen auch im Internet erschienen. Betroffen von der Schließung sind drei Klöster in Wadi al-Natrun in der Westwüste: Das syrisch-orthodoxe Kloster Deir al-Suryan und die koptischen Klöster Deir Anba-Bishoy und Deir al-Baramus. In Alexandria wurde das Mar Mina Kloster im Stadtviertel al-Khalieg geschlossen. Andere Klöster haben höhere Sicherheitsmaßnahmen getroffen.

Anwalt veranlasst Kirchenangriffe

Bereits am Freitag, den 19. September, wurde eine historische, griechisch-orthodoxe Kirche in Rasheed angegriffen. Der ägyptische Rechtsanwalt Mohammed Moustafa und seine Söhne Mohammed und Mahmoud, beides Staatsanwälte, hatten eine Gruppe von 50 Männern angeheuert und sie mit der Zerstörung dieser Kirche beauftragt. Das Gotteshaus wurde von den Bewaffneten direkt nach dem muslimischen Morgengebet angegriffen, die den Küster zusammenschlugen und dessen Kinder aus dem Bett jagten und bedrohten.

Christenfeindliche Polizisten

Die Polizei hat weder im Fall der Drohungen gegenüber Klöstern noch bei dem Angriff auf die Kirche reagiert. Auch das südlich von Kairo gelegene Abu Fana Kloster, das am 31. Mai von 70 Männern angegriffen worden war, wurde von der Polizei nicht geschützt. Vier Mönche wurden schwer verletzt, drei weitere zusammen mit Zivilisten entführt. Die Polizei war auch hier umgehend informiert worden, erschien jedoch drei Stunden zu spät. Zwar war es den Polizisten später möglich, die entführten Mönche zu befreien, brachten die Mönche jedoch nicht ins Kloster, sondern ließen sie in der Wüste zurück. Die IGFM wirft der Polizei vor, die Anschläge durch ihre verzögerten Reaktionen und ihr christenfeindliches Benehmen zu begünstigen.

Islamischer Geistlicher ruft zum Kampf gegen Christen auf

Der islamische Geistliche Dr. Zaghloul al-Naggar hatte im Internet zum Jihad gegen christliche Klöster in Ägypten aufgerufen. Der ägyptischen Zeitung al-Khamis erklärte er, dass die koptische Kirche in Wadi al-Natrun eine zum Islam konvertierte Christin gefangen halten würde. Letztes Jahr verbreitete Dr. al-Naggar die Nachricht, die koptische Kirche würde heimlich versuchen, Muslime zum Christentum zu bekehren.

Der Ramadan-Monat gilt im Islam als eine Zeit der Einkehr und der Besinnung, in der die Nähe Gottes gesucht wird. Es wird dazu aufgerufen, an seine Mitmenschen zu denken und in besonderer Weise gute Werke zu tun. Die IGFM kritisiert, dass der Geist des Ramadan durch die terroristischen Anschläge ins Gegenteil verkehrt wird.