26.08.2009

Singapur: Bedroht Religionswechsel den Staat?

Singapur/Genf (idea) - 26. August 2009 – Singapurs Ministerpräsident Lee Hsien Loong hält das Bemühen, Menschen zum Religionswechsel zu bewegen, für eine mögliche Bedrohung der nationalen Sicherheit. Er äußerte sich Mitte August aus Anlass der Feiern zum Unabhängigkeitstag. Christen sollten nicht erwarten, dass Singapur eine christliche Gesellschaft werde. Dasselbe gelte für Muslime, Buddhisten, Hindus und andere Gruppen. In dem Stadtstaat mit rund 4,8 Millionen Einwohnern sind 43 Prozent Buddhisten, jeweils 15 Prozent Muslime und Christen, acht Prozent Taoisten und vier Prozent Hindus. Laut Lee ist es für die politische Stabilität Singapurs wesentlich, dass sich Angehörige unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften mit gegenseitigem Respekt begegnen. Nach Angaben der ökumenischen Nachrichtenagentur ENI (Genf) bezog sich Lee ausdrücklich auf „aggressive Predigten“ von evangelikalen Christen. Wie andere Länder werde auch Singapur gegenwärtig von einer Welle von Erweckungen, Mega-Kirchen und Fernseh-Evangelisationen überschwemmt, so Lee. Dabei sei Religion grundsätzlich nicht schädlich. In einer multiethnischen und multireligiösen Gesellschaft könne aber zu viel Eifer unbeabsichtigte Nebenwirkungen haben. Lee erinnerte an ein Ehepaar, das im Frühjahr evangelistische Schriften verteilte. Das Paar musste ins Gefängnis, weil Angehörige anderer Religionen die Schriften als Beleidigung auffassten. Singapur gewährt allen Bürgern ungehinderte Religionsausübung, solange die nationale Stabilität nicht gefährdet erscheint. 1972 wurde die Religionsgemeinschaft „Zeugen Jehovas“ verboten, weil ihre Mitglieder den Militärdienst verweigerten und es ablehnten, dem Staat Treue zu schwören.