23.02.2009

Malediven: Reformen schließen Religionsfreiheit nicht mit ein

AKREF/BS - 23.2.2009 - Die Wahl von Mohamed Nasheed zum Präsidenten der Malediven wurde als der Beginn eines neuen Zeitalters der Demokratie und Freiheit gefeiert, hatte Nasheed doch die Achtung der Menschenrechte versprochen sowie von Toleranz gegenüber anderen Religionen gesprochen.

Unter der 30jährigen Präsidentschaft seines Vorgängers Gayoom hatten sich die ehemals in Bezug auf Religion eher toleranten Malediven, auf denen vor allem der Volksislam praktiziert wurde, durch Arabisierung und Radikalisierung in ein Land verwandelt, in dem außer dem vom Staat gebilligten sunnitischen Islam keine anderen Religionen toleriert werden und in dem der Gedanke einer multireligiösen Gesellschaft als nationale Bedrohung aufgefasst wird. Teil dieser Radikalisierungsstrategie war es gewesen, Studenten zur Ausbildung an islamische Bildungsstätten im Ausland zu senden. Diese kehrten oft radikalisiert auf die Malediven zurück, wo sich ihre Ansichten mit der vor einer religiösen (sprich: christlichen) Infiltration des Landes warnenden Rhetorik Gayooms vermischten und so den Nährboden für Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung von Menschen nicht-muslimischen Glaubens (sprich: Christen) bildeten. Jemanden als Christen zu bezeichnen wurde so zur größtmöglichen Beleidigung.

Wie Forum 18 News Service nun feststellen muss, hat der neue Präsident Nasheed allerdings das politisch äußerst sensible Thema Religion aus seinen Reformplänen gestrichen und keinerlei Schritte gegen das Erbe Gayooms – die ständige Verletzung der Religionsfreiheit – unternommen. Stattdessen wurde der Spielraum für derartige Übertretungen durch die Schaffung eines neuen und mächtigen Ministeriums für Islamische Angelegenheiten sogar noch weiter vergrößert. Als Minister wurde ein Vertreter der konservativsten islamischen Partei des Landes eingesetzt, der den Abfall vom Glauben am liebsten mit dem Tod bestraft sehen würde und die Scharia zur Schaffung von Frieden einführen würde.

Zudem behindert die 2008 unter Gayoom erlassene neue Verfassung vielfach die Einhaltung und Achtung der Menschenrechte. So sieht sie zum Beispiel vor, dass ein Nicht-Muslime nicht die Staatsbürgerschaft der Malediven erhalten könne, wobei unklar ist, ob dies auch bedeutet, dass nicht-muslimische Staatsbürger ihre Staatsbürgerschaft verlieren können. Da verboten ist, öffentlich einem anderen Glauben als dem Islam anzugehören oder sich gar als Atheist zu bekennen, sehen sich viele Bewohner der Malediven – vor allem Menschen mit säkularer Einstellung oder nicht-muslimischem Glauben – gezwungen, ihren Glauben und ihre Ansichten geheim zu halten und haben so begonnen, über anonyme Weblogs ihre Besorgnis über die Situation zu äußern. Die Angst vor sozialer Ächtung und Unterdrückung durch die Regierung verhindert, dass diese Stimmen öffentlich zum Ausdruck gebracht werden.

Erkennt Präsident Nasheed nicht das Recht aller Bewohner der Malediven auf Religions- und Glaubensfreiheit an – einem Menschenrecht, das untrennbar mit dem Recht auf Meinungs- sowie Versammlungsfreiheit verbunden ist –, wird er sein Versprechen, die Menschenrechte zu achten, nicht einhalten können.

Quelle: Forum 18 News Service, Übersetzung: Arbeitskreis Religionsfreiheit ÖEA