24.02.2009

Myanmar (Burma): Militärregierung geht gegen Christen vor

Chin-Angehörige systematisch verfolgt und drangsaliert

Myanmar (Burma): Militärregierung geht gegen Christen vor

Chin-Angehörige systematisch verfolgt und drangsaliert

(Dublin, 24. Februar 2009) - Schwere Menschenrechtsverletzungen gegen das Volk der Chin im Nordwesten von Myanmar (Burma) hat die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" (HRW) dem Militärregime vorgeworfen. 90 Prozent der Stammesangehörigen sollen Christen sein. In dem im Januar veröffentlichten Bericht „Wir sind ein vergessenes Volk" berichtete die Organisation von zielgerichteten Misshandlungen. Demnach würden die Chin sowie Angehörige anderer ethnischer Minoritäten in Myanmar seit Jahrzehnten systematisch verfolgt und drangsaliert. Die burmesische Armee kommandiere Mitglieder der Volksgruppe immer wieder zu Trägerdiensten beim Militär ab, heißt es in dem Bericht. Andere würden zum Straßenbau in Arbeitskolonnen gezwungen. Willkürliche Festnahmen und Folter seien an der Tagesordnung. Bereits im Jahr 2004 berichtete die Chin Human Rights Organization (CHRO), dass die Armee gegen Pastoren und Gemeindemitglieder mit Zwangsarbeit, willkürlichen Inhaftierungen und Folter und manchmal sogar mit der Ermordung von Christen vorgeht.

Christen müssen als Buddhisten anbeten

Nach Interviews von Human Rights Watch mit Chin-Flüchtlingen in Indien und Malaysia, die in den Jahren 2003 bis 2008 geführt wurden, wird beschrieben, wie seit 1988 in zunehmender Anzahl im Chin-Gebiet stationierte Soldaten der Volksgruppe Zwangsarbeit und willkürliche Geldbußen auferlegten und Christen zum Übertritt zum Buddhismus bewegen. Die Soldaten hätten Christen häufig gezwungen, Geld und Arbeit in den Bau von Tempeln in bestimmten Gegenden zu investieren. Doch gibt es in den Gebieten nur sehr wenige oder gar keine buddhistischen Einwohner. Gelegentlich zwangen sie Christen auch, in buddhistischen Tempeln anzubeten. Ein Chin-Pastor beschreibt, wie Soldaten ihn zu einem Tempel brachten und ihn zwangen, als Buddhist zu beten. „Sie sagten, dass dies ein buddhistisches Land sei und ich kein Christentum praktizieren solle", erzählte er Human Rights Watch. Das Militär zwang Dorfoberhäupter, „Freiwillige“ für die militärische Ausbildung oder für Bauprojekte der Armee zu stellen und forderte „Spenden“ – beispielsweise Lebensmittel oder Geld für die Truppen. Bei Nichterfüllung der Quoten wurden die Dorfoberen verprügelt oder festgesetzt bzw. Vieh und Besitz beschlagnahmt. Pastoren wurden oft ähnlich behandelt, besonders wenn Gemeindemitglieder – oft ohne Beweise – einer Verbindung mit der Chin National Front, einer Rebellengruppe aus dem Grenzgebiet mit Indien, beschuldigt wurden. Laut HRW wurden gegen die Angeklagten Methoden wie Verhaftung und Gefängnis sowie Folter durch Stock- oder Gewehrhiebe und Elektroschocks angewandt. So soll jede Opposition gegen die Militärregierung im Keim erstickt werden. Dem Bericht zufolge zerstörte das Militär Kirchen und andere religiöse Symbole und schränkt den Druck und Import von Bibeln und anderer christlicher Literatur ein. Im vergangenen November mussten Einwohner des Dorfes Taywaddy den Baugrund einer von christlichen Studenten der Chin neu gebauten Kirche zerstören und sollen angewiesen worden sein, ihre Häuser nicht an Chin-Studenten zu vermieten; andernfalls werde man die Häuser zerstören.

Regierung unterstützt Zwangsbekehrungen

Der frühere CHRO-Bericht belegt, dass die Regierung Zwangsbekehrungen zum Buddhismus unterstützt. Beispielsweise bot man einigen Kindern aus verarmten Familien eine kostenlose Bildung an, um sie dann als Novizen in buddhistischen Klöstern Ranguns unterzubringen. Ein Chin, der an einer amtlich finanzierten „Sozialhilfe"-Schulung teilnahm, stellte fest, dass es sich um eine von einem buddhistischen Mönch geleitete Propagandaveranstaltung handelte, bei der „17 Fakten, wie man Christen angreift und entstellt," gelehrt wurden. Man solle u. a. die christliche Lebensweise kritisieren, sie verderbe die Kultur in Myanmar und solle Christen sowohl mit als auch ohne Gewalt angreifen. „Uns wurde versprochen, dass man den Familien, die Buddhisten werden, monatlich 1200 Kyat [ca. 151 Euro] geben werde", so der Schulungsteilnehmer. Konvertiten würden nicht mehr zu „Trägerdiensten" und anderen Formen von Zwangsarbeit oder obligatorischen „Spenden" herangezogen und die Regierung werde für die Bildung ihrer Kinder sorgen. „Ich wurde wegen dieser Privilegien Buddhist und nicht, weil ich denke, der Buddhismus sei besser als das Christentum", sagte der Mann.

Von den rund 48 Millionen Einwohnern Myanmars sind 82 Prozent buddhistisch, neun Prozent sind Christen und vier Prozent Muslime. Dazu gibt es noch traditionelle Religionen ethnischer Chinesen und Hindus. Christian Solidarity Worldwide berichtete im Jahr 2007 über religiöse Verfolgung in ganz Myanmar und zitierte aus einem 17-Punkte-"Programm zur Vernichtung der christlichen Religion im Land", das in Rangun in Umlauf war. Darin hieß es: „Es soll kein Heim geben, wo die christliche Religion praktiziert wird." Daraufhin übte das Religionsministerium von Myanmar Druck auf religiöse Organisationen aus, den Bericht öffentlich zu verurteilen und alle Behauptungen zurückzuweisen, dass es in Myanmar religiöse Diskriminierung gibt. Im Januar 2009 schlossen die Behörden in Rangun 100 Kirchen und verboten die Vermietung von Wohnungen und Konferenzräume an religiöse Gruppen, denn die inoffizielle Politik lautet: Ein Volk, eine Sprache, eine Religion – bzw. Birmanen, Burmesisch und Buddhismus.

Quelle: Compass Direct/dpa