26.02.2009

China: Rezession im Land - Was wird aus den Christen?

Experten sehen diakonische Möglichkeiten und neue Bedrohung voraus

China: Rezession im Land - Was wird aus den Christen?

Experten sehen diakonische Möglichkeiten und neue Bedrohung voraus

P e k i n g (idea) – 26.02.09 – Wie wirkt sich die wirtschaftliche Rezession in der Volksrepublik China auf die christliche Minderheit aus? Mit dieser Frage beschäftigen sich die unter Chinesen tätige Überseeische Missions-Gemeinschaft (ÜMG) und der auf Christenverfolgung spezialisierte Informationsdienst Compass Direct.

Danach ist mit mehreren Folgen zu rechnen: Einerseits werden Christen mit niedrigerem Einkommen vor allem in ländlichen Gebieten unter verschärfter Armut zu leiden haben, andererseits bieten sich Kirchengemeinden größere Möglichkeiten, diakonisch unter Arbeitslosen, Wanderarbeitern, Armen, Kranken und Behinderten zu wirken, so die ÜMG. Angesichts vorhersehbarer sozialer Unruhen befürchtet Compass Direct ein Wiederaufleben staatlicher Repressionen gegen Christen. Sie könnten vom kommunistischen Regime als subversive Kraft wahrgenommen werden, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedrohe.

40 Millionen Arbeitslose?

Die Volksrepublik ist früher und teilweise tiefer in den wirtschaftlichen Niedergang gerutscht als westliche Industriestaaten. Wie die ÜMG berichtet, sind bereits im ersten Halbjahr 2008 etwa 67.000 Unternehmen in den Bankrott geraten. Über 20 Millionen Menschen hätten nach Angaben der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission ihren Arbeitsplatz verloren. Die Aussichten für das laufende Jahr seien noch düsterer: Man rechne mit etwa 40 Millionen Arbeitslosen.


Sorge um inneren Frieden

Angesichts dieser Aussichten wächst die Sorge um den inneren Frieden. Das staatliche Komitee für Gesellschaftliche Stabilität habe im Januar berichtet, dass es 2008 mehr als 127.000 Unruhen und Proteste gegeben habe, so Compass Direct. Dazu gehörten auch Zusammenstöße mit Polizei und Miliz. Wenn der Eindruck entstehe, dass Christen – insbesondere in staatlich nicht anerkannten Hauskirchen – als eine vom Ausland gesteuerte subversive Kraft wirkten, dann könne sich der Druck auf sie erhöhen. Zwar hätten die Christen besonders durch ihre tatkräftige Hilfe beim schweren Erdbeben in Sichuan im Mai vorigen Jahres ihre Loyalität bewiesen, doch sei in den vergangenen Wochen die Zahl der Razzien auf Hauskirchen gestiegen, so Compass Direct.

Die meisten Christen in Hauskirchen

Schätzungen über die Gesamtzahl der Christen in China schwanken zwischen 40 Millionen und 130 Millionen. Die meisten versammeln sich in staatlich nicht registrierten Hauskirchen, weil sie sich der Kontrolle des Regime entziehen wollen. Die anerkannten protestantischen Dachorganisationen - die Drei-Selbst-Bewegung und der Chinesische Christenrat - repräsentieren 18 Millionen Mitglieder. Von den etwa 20 Millionen Katholiken gehören rund sechs Millionen regimetreuen Kirchen an. Die ÜMG wurde 1865 als China-Inland-Mission von dem britischen Arzt und Missionar James Hudson Taylor (1832-1905) gegründet. Heute sind rund 1.000 Mitarbeiter aus 24 Nationen in China sowie 13 weiteren asiatischen Ländern für die ÜMG tätig. Die internationale Zentrale hat ihren Sitz in Singapur, der deutsche ÜMG-Zweig ist in Mücke bei Gießen beheimatet.