13.06.2009

China: Christlicher Buchhändler verurteilt

Ehemaliger „Gefangener des Monats“ soll drei Jahre hinter Gitter.

Peking (idea)  - 13. Juni 2009 - Der christliche Buchhändler Shi Weihan ist am 10. Juni in Peking zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Ferner soll er umgerechnet 15.700 Euro Geldstrafe zahlen. Dem 38-Jährigen war vorgeworfen worden, illegale Geschäfte betrieben zu haben.

Wie der Informationsdienst Compass Direct berichtet, hatte Shi seinen Laden legal betrieben. Seine „Handelsgesellschaft Heiliger Geist“ habe zwar Bibeln und andere christliche Literatur ohne Genehmigung gedruckt, sie aber ausschließlich an Hauskirchen verschenkt. Shi war erstmals am 28. November 2007 festgenommen worden, nachdem 20 Mitarbeiter des staatlichen Sicherheitsdienstes seinen Buchladen durchsucht hatten. Sie beschlagnahmten Literatur, einen Computer und die Geschäftsbücher. Anfang 2008 wurde Shi von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und der Evangelischen Nachrichtenagentur idea zum „Gefangenen des Monats“ benannt. Am 4. Januar wurde wegen „unzureichender Beweise“ zunächst auf freien Fuß gesetzt, aber am 19. März erneut festgenommen. Seither befindet sich der schwer zuckerkranke Christ hinter Gittern.

Hausarrest statt Haft?

Seine Frau Zhang Jing und ihre beiden Töchter Shi Jia (12) und Shi En Mei (8) wussten lange Zeit nicht, wo er eingesperrt war. Das schriftliche Urteil wird in etwa zwei Wochen vorliegen. Offenbar soll ihm die bisherige Haftzeit angerechnet werden, denn die Freiheitsstrafe soll am 27. November 2010 enden. Nach Angaben von Freunden der Familie ist es auch möglich, dass Shi aus medizinischen Gründen „auf Bewährung“ entlassen würde. Dann würde er in einer Klinik gewissermaßen unter Hausarrest gestellt. Die meisten Christen in der Volksrepublik China versammeln sich in staatlich nicht registrierten Hauskirchen, weil sie sich der Kontrolle des kommunistischen Regimes entziehen wollen. Schätzungen über die Gesamtzahl schwanken zwischen 40 Millionen und 130 Millionen. Die anerkannten protestantischen Dachorganisationen – die Drei-Selbst-Bewegung und der Chinesische Christenrat – repräsentieren 18 Millionen Mitglieder. Von den etwa 20 Millionen Katholiken gehören rund sechs Millionen regimetreuen Kirchen an.