16.06.2009

Iran: Christen sprechen von Wahlbetrug

Open Doors: Die meisten Christen stimmten für Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi

Teheran (idea) – 17. Juni 2009 - Christen im Iran erkennen das amtliche Ergebnis der Präsidentschaftswahl vom 12. Juni nicht an. Dabei hatte nach Angaben des Innenministeriums der amtierende Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad fast 63 Prozent der Stimmen erhalten und Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi knapp 34 Prozent.

Doch Christen sprechen ebenso von Wahlbetrug wie Mussawi-Anhänger, die in Teheran und anderen Großstädten demonstrieren. Revolutionsführer Ayatollah Ali Chamenei hat den islamischen Wächterrat aufgefordert, das Wahlergebnis zu überprüfen. Das Hilfswerk Open Doors in den USA (Santa Ana/Bundesstaat Kalifornien), das sich für religiös Verfolgte einsetzt, hat Kontakt zu 28 Christen in Teheran, Shiraz und Isfahan aufgenommen. Die meisten trauten dem amtlichen Ergebnis nicht. Viele Christen hätten für Mussawi gestimmt, der mehr Religionsfreiheit versprochen habe. Die Christen berichteten auch von gewalttätigen Vorgehen von Sicherheitsorganen gegen Demonstranten. Zahlreiche junge Leute seien festgenommen und geschlagen worden, weil sie Ahmadinedschads Wahlsieg anzweifelten. Einige hätten den Präsidenten als Diktator bezeichnet. Der Präsident von Open Doors in den USA, Carl Moeller, rief zum anhaltenden Gebet für den Iran auf, insbesondere für Christen, die zwischen die politischen Fronten gerieten.

Christenverfolgung im Iran

Jährlich veröffentlicht Open Doors  einen Verfolgungsindex. Darin nimmt die Islamische Republik Iran den dritten Platz hinter Nordkorea und Saudi-Arabien ein. Seit Ahmadinedschads Amtsantritt vor vier Jahren habe sich die Lage der christlichen Minderheit verschlechtert. Besonders ehemalige Muslime müssten sich oft heimlich in Hausgemeinden treffen. Die Anstrengungen der Regierung, Muslime vor Übertritten zum Christentum abzuhalten, gingen so weit, für den Abfall vom Islam per Gesetz die Todesstrafe für Männer und lebenslange Haft für Frauen vorzusehen. Etwa 250.000 Christen leben im Iran mit seinen 71 Millionen Einwohnern, davon sind laut Open Doors schätzungsweise 100.000 ehemalige Muslime.