27.06.2009

Deutschland: NDR verbreitet üble Klischees über Evangelische Allianz

(MEDRUM) - 28.06.09 -  Evangelikale bekehren gerne, Christen attackieren Journalisten, sie versuchen diese einzuschüchtern und streben unter dem Vorwand des Glaubens nach politischer Macht, sind Klischees, die der NDR mit dem Beitrag von Mareike Fuchs in der Zapp-Sendung des NDR  vom 24.06.09 verbreitet und als Beitrag für den Aufbau eines Feindbildes "Der evangelikale Christ" in die Medienlandschaft einstreut. Wer den Beitrag von Mareike Fuchs im Internetportal des NDR über die Zapp-Sendung liest, findet dafür hinreichend Belege.

Erster Beleg

Fuchs sagt in ihrer Einleitung des Beitrages: "Aber fundamentale Christen gibt es noch, auch in Deutschland, und zwar viele. 1,3 Millionen Menschen gelten als sogenannte Evangelikale, darunter ganz viele junge Leute. Und es werden immer mehr. Nicht zuletzt, weil auch christliche Fundamentalisten die Wirkung der Medien entdeckt haben und für sich nutzen. Aber wehe, man übt Kritik an ihnen - dann können sie ganz schön unchristlich werden."

Fuchs geht hier mit journalistischer Anmaßung und Oberflächlichkeit vor. Sie stimmt den Leser in einen Generalverdacht über die Evangelische Allianz ein. Fundamentalisten sind nach ihrer Lesart die 1,3 Millionen evangelischen Christen, die sich der Deutschen Evangelischen Allianz zurechnen.

Aus welchen Gründen Fuchs es für gerechtfertigt hält, eine Bevölkerungsgruppe von 1,3 Millionen evangelikaler Christen als Fundamentalisten zu bezeichnen, zeigt sie nicht auf. Dieser Bevölkerungsgruppe wirft sie darüber hinaus vor, sich der Macht der Medien bewußt zu sein und sich gegen Kritik zur Wehr zu setzen. Nach Fuchs'scher Lesart, sollten sich evangelikale Christen von der Medienarbeit fernhalten und mediale Kritik unwidersprochen hinnehmen.

Zweiter Beleg

Fuchs geht danach ans Eingemachte ihrer propagandistischen Attacke gegen die Evangelische Allianz. Dazu kommt ihr das Christival 2008 offenbar gelegen, um den Vorwurf, radikal zu sein, zu erheben: "Zehntausende feiern das Christival in Bremen im vergangenen Sommer. .. Dahinter steht die Evangelische Allianz, eine besondere Gruppe der Christen. Hier sind radikale Ansichten nichts Ungewöhnliches."

Fuchs fällt ein vernichtendes Urteil. Wenn radikale Ansichten nichts Ungewöhnliches sind, sind sie im Umkehrschluß etwas Gewöhnliches, gewissermaßen die Norm in der Evangelischen Allianz. Wer nun nach einem stichhaltigen Beleg für diese Behauptung sucht, wird von Fuchs enttäuscht. So verpasst Fuchs nach ihrem Eingangsurteil des Fundamentalismus den evangelikalen Christen auch das dazu passende Brandzeichen der Radikalität.

Dritter Beleg

Statt überzeugender Belege für die Radikalität der Evangelischen Allianz hat Fuchs geradezu naiv-harmlos anmutende Bemerkungen zweier junger Christen über Homosexualität zu bieten: "Reporterfrage: „Findest du Homosexualität krankhaft?" Antwort: „Äh, ja, eigentlich schon, in gewisser Weise." Nächste Antwort: „Ich glaube, dass Gott Mann und Frau geschaffen hat, man sieht ja, das passt zusammen. Mann und Mann passt nicht zusammen." Diese Äußerungen führen zum nächsten vernichtenden Urteil. Fuchs bezeichnet diese Entgegnungen als "Wirre Worte im Namen Gottes".

Für Fuchs ist es augenscheinlich radikal und wirr, wenn jemand die im Wesen von Mann und Frau angelegte, unterschiedliche Geschlechtlichkeit und Heterosexualität für zueinander passend und normal hält, und die homosexuelle Orientierung als unpassende Abweichung empfindet. Was erwartet Fuchs? Soll der Befragte etwa entgegnen, Gott habe Mann und Mann füreinander geschaffen? Und wenn er dies unter dem Beifall von Mareike Fuchs dennoch täte, wie sollte er es dann wohl plausibel machen, dass Gott es nicht ermöglicht hat, dass Frau und Frau oder Mann und Mann naturgemäß nicht fruchtbar sein und sich nicht vermehren können? Mareike Fuchs bleibt eine Antwort auf den wirren Sinn ihrer hier zu Tage tretenden, eigenen Logik schuldig.

Nach der Fuchs’schen Methode stehen somit immerhin schon drei Brandzeichen für die Stigmatisierung der Evangelischen Allianz fest: „fundamentalistisch, radikal, und wirr im Kopf.“

Vierter Beleg

Der vierte Beleg folgt auf dem Fuße. Die „wirren Worte im Namen Gottes“ weckten das Medieninteresse an Christival und den Evangelikalen und so habe auch eine Schülerzeitung berichtet, so Fuchs, und zitiert Hannes Grosch, Schülerzeitungsautor des Magazins für Schüler „Q-rage“: ‚Ich hab mich mit dem Christival auseinander gesetzt, weil meine Schule einerseits direkt betroffen war, weil hier Leute übernachtet haben, aber auch, weil es da zwei Workshops gab, die ich ziemlich kritisch sehe. Nämlich einmal den Workshop zur Heilbarkeit von Homosexualität und einen Workshop, indem es darum ging, ob Abtreibung überhaupt zulässig sein kann oder nicht.“

Fuchs lässt die Feststellung des Schülers einfach kommentarlos stehen. Nicht einmal die Tatsachen werden richtiggestellt. Denn einen Workshop über „Heilbarkeit von Homosexualität“ gab es bei Christival 2008 nicht. Ein solcher Workshop war weder geplant noch ist ein solcher Workshop durchgeführt worden. Geplant war lediglich, ein Seminar anzubieten, das unter der Überschrift „Homosexualität verstehen – Chance zur Veränderung“ über die Möglichkeit der Veränderbarkeit unerwünschter homosexueller Empfindungen informieren wollte.

Dieses Seminar wurde jedoch abgesagt, weil Volker Beck gegen diese Veranstaltung politisch agitierte und dadurch die öffentliche Diskussion emotional hochschaukelte, die die Veranstaltung in ein falsches Licht setzte. Was die Köpfe von Humanwissenschaftlern, Ethikern und Theologen tatsächlich beschäftigt und unter ihnen kontrovers diskutiert wird, ist nicht die Frage der Heilbarkeit von Homosexualität, sondern vielmehr die Frage, wie Problemen begegnet wird, mit denen Menschen aufgrund unerwünschter homosexueller Empfindungen belastet sind. Doch scheint die Beschäftigung mit diesen tatsächlichen Fragestellungen Mareike Fuchs ebenso wenig zu interessieren wie die Tatsache, dass es kein Seminar zu Fragen der Homosexualität gegeben hat.

In gleicher Weise verfährt Fuchs auch mit dem zweiten Workshop. Es wurde kein Workshop über die Frage abgehalten, ob Abtreibung zulässig sein kann, sondern ein Seminar durchgeführt, das sich unter der Überschrift „Sex ist Gottes Idee - Abtreibung auch?“ mit der theologisch-ethischen Sicht des Vorganges der Abtreibung befasste.

Fuchs vermischt eine subjektive Einzelmeinung mit unzutreffender Information zu einem giftigen Cocktail, mit dem der Öffentlichkeit die Vorstellung eingeflösst werden soll, evangelikale Christen gehörten zu einer Gruppe radikaler Wirrköpfe. Wirr ist daran nur ihre eigene intellektuelle Oberflächlichkeit, und radikal ist daran vor allem nur der Vorgang der Abtreibung selbst, der einem ungeborenen Kind das Leben nimmt. Doch diese Radikalität thematisiert Fuchs nicht. Sie passt nicht in die journalistische Tendenz ihres Beitrages.

Fünfter Beleg

Fuchs praktiziert die Methode der Pauschalierung weiter. Sie greift Einzelereignisse und Einzelpersonen heraus, deren Identität und Zugehörigkeit unbekannt sind, und die aus der Anonymität des Internet heraus agiert haben. Fuchs verwendet derartige Aktivitäten, um Christen und Anhänger der Evangelischen Allianz unter den Generalverdacht einer bedrohlich aggressiven Bewegung zu stellen. Fuchs: „Hannes erlebt eine Hetzjagd im Internet, die er nicht für möglich gehalten hätte. Scheinbar harmlose Gläubige sind aggressiv. Zitat Blogeintrag: „Am liebsten würde ich die Redaktion aufsuchen, ich koche vor Wut." Zitat Blogeintrag: ‚und hier kann man der Nachwuchs-Journallaie mal höflich den Marsch blasen’. Fuchs erwähnt auch anonyme Email-Schreiber, die Morddrohungen ausgestoßen haben sollen, nennt aber weder ihre Herkunft noch ihre Zahl. Sie dienen ihr jedoch als Nachweis für die Gefährlichkeit der Evangelikalen, die sie offenbar auch mit der suggestiven Behauptung erhärten will, "Die Evangelische Allianz mäßigt ihre aggressiven Anhänger nicht".

Fuchs kann weder belegen, dass es sich bei diesen Internetumtreibern überhaupt um "Anhänger" der Evangelischen Allianz handelt, noch kann sie belegen, dass diese Reaktionen in irgendeiner Verbindung mit der Evangelischen Allianz stehen, oder dass diese mit Wissen und Duldung oder gar im Sinne der Evangelischen Allianz erfolgt sind. Fuchs zeigt ebenso wenig auf, wie denn eine Organisation dafür sorgen kann, auf derartige anonymen Umtriebe einzuwirken, geschweige denn sie zu verhindern. Gleichzeitig ignoriert die Autorin, welche Position die Evangelische Allianz in kontroversen Debatten vertritt und welche Erklärungen sie tatsächlich in die Diskussion eingebracht hat. Der Evangelischen Allianz lässt Fuchs von vornherein keine andere Möglichkeit, als sich von derartigen Vorgängen, die ihr nicht einmal bekannt sind, zu distanzieren.

Für den Leser ist von alledem nichts nachvollziehbar. Bei ihm bleibt lediglich der (gewollte?) Verdacht bestehen, das sich hinter evangelikalen Christen und der Evangelischen Allianz eine aggressive, intolerante Gruppierung verbirgt. Damit ist auch das Brandzeichen der Aggressivität ist vergeben.

Sechster Beleg

Fuchs greift am Ende ihres Beitrages ein Klischee auf, das bereits vom SPIEGEL und der TAZ wiederkehrend gepflegt wird: Dem Streben nach Macht und politischem Einfluß. Um dieses zu belegen, lässt sie Thomas Krüger, den Leiter der Bundeszentrale für Politische Bildung, und die Journalisten Oda Lambrecht und Uwe Birnstein sprechen.

Thomas Krüger schildert, dass er sich von verschiedenen Seiten starkem Druck ausgesetzt sah, nachdem er einen Artikel des Schülermagazins „Q-rage“ in einem Begleitschreiben gelobt hatte, von dem er sich anschließend distanzierte. Dass er seinen Begleitbrief verfasst hatte, ohne überhaupt den Artikel, den er lobte, zu kennen, bringt weder er noch Fuchs zur Sprache. Einschüchterung nennt Mareike Fuchs, was nichts anderes als legitime Kritik und Gegenwehr gegenüber unqualifizierter Arbeit darstellt.

Subtile Einschüchterungsversuche nennt Fuchs auch ein selbstverständliches Mittel der Kritik, wenn Vertreter der Evangelikalen wie Wolfgang Baake in Form von Beschwerdebriefen bei den verantwortlichen Stellen Einwände erheben. Dass Journalisten sich mitunter für ihre Arbeit rechtfertigen müssen, beklagen sowohl die Journalistin und Autorin des Buches "Mission Gottesreich" Oda Lambrecht als auch Uwe Birnstein. Lambrecht verweist darauf, dass die Evangelische Allianz ihr Buch kritisiert habe und sie daraufhin eine Menge kritischer Reaktionen erhalten habe. Ginge es nach ihr oder ihrem Kollegen Birnstein sollten evangelikale Christen wohl lieber schweigen, als Kritik an journalistischen Beiträgen zu erheben.

Birnstein hebt schließlich am Ende des Sendebeitrags zu einer Kritik besonders spekulativer Art an, um die unliebsame Gegenwehr evangelikaler Christen in Mißkredit zu bringen: „Die Evangelische Allianz verfügt schon über sehr viel Geld. Da sieht man, wie moderne und gut ausgerüstete Medien das sind (...) diese Gruppe, diese Fundamentalisten, das ist eine Lobbygruppe. Denen geht es vielleicht noch gar nicht so sehr um Glaube, wie um politische Macht. Um politische Macht durchsetzen zu können, braucht man ein großes Heer an Menschen und Einfluss in den Medien, aber auch in der Politik.“

Auch dieses Statement lässt Fuchs im Raum stehen, ohne kritische Reflexion und ohne Gegenrede. Es ist das abschließende Fazit, mit dem die Evangelikalen bedacht werden. Der Glaube und der Wille, die Gesellschaft zu verändern, seien vielleicht nur ein Vorwand, um nach Macht zu streben, so der Kommentar des Zapp-Beitrages. Politisches Machtstreben komplettiert die Zahl der Brandzeichen, die Mareike Fuchs mit ihrem Beitrag vergibt.

Fazit

Fuchs lässt eine selbstgefällige und autoritäre journalistische Haltung erkennen, mit der sie eine große Gruppe von mehr als einer Million Christen als fundamentalistische, radikale und aggressive Wirrköpfe abstempelt, für die der Glaube nur ein Vorwand sei, um nach politischer Macht zu streben. Man musste nicht Zapp sehen, um dieses Bild kennen zu lernen. Es wurde im letzten Jahr bereits vom SPIEGEL verbreitet. Nichts Neues also. Neu ist, dass sich der NDR an dieser Kampagne gegen die Evangelische Allianz beteiligt.

Es ist erschreckend, welche Defizite das  journalistische Selbstverständnis einer Redakteurin wie Mareike Fuchs offenbart, die für das öffentlich-rechtliche Fernsehen arbeitet. Um eine Verurteilung  evangelikaler Christen und der Evangelischen Allianz zu verbreiten, reicht es ihr, einen Schülerredakteur, einige anonyme Emails, den überforderten Leiter der Bundeszentrale für Politische Bildung und zwei  kritikempfindliche Journalisten mit einschlägigen Meinungen sprechen zu lassen. Strich, Strich, Komma, Strich, fertig ist das Feindgesicht. Der Frage, wie kritikwürdig die journalistischen Beiträge ihrer "Zeugen" sind und welche Beweiskraft ihren Eingebungen beizumessen ist, geht Fuchs erst gar nicht nach. Mareike Fuchs müsste sich im Klaren sein, dass ein solcher Stil nicht mit sachlich informierendem Journalismus vereinbar ist und als unfair und manipulativ bezeichnet werden muß. Der deutsche Gebührenzahler einschließlich evangelikaler Christen bezahlt überdies für diese Sendung.

Ist dieser Beitrag nicht auch ein Fall für den Intendanten des NDR, möchte man Wolfgang Baake, den Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes KEP ("Konferenz Evangelikaler Publizisten") fragen.