02.03.2009

Europa: Religion als „kulturelle Macht“

Internationaler Kongress deckt „blinde Flecken“ auf

Europa: Religion als „kulturelle Macht“

Internationaler Kongress deckt „blinde Flecken“ auf

E r f u r t (idea) - 2.03.09 - Der Kongress „Mobilisierung von Religion in Europa“ verdeutlichte nach den Worten des Projektsprechers Jamal Malik, Islamwissenschaftler in Erfurt, „Religion als kulturelle Macht“. In politischen Auseinandersetzungen sei Religion von großer Bedeutung.

Das habe spätestens mit der Ost-Erweiterung der EU und der möglichen Mitgliedschaft der Türkei eingesetzt, sagte Malik zum Ende der internationalen Konferenz, die am 25. und 26. Februar in Erfurt stattfand. An dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,5 Millionen Euro geförderten Projekt „Mobilisierung von Religion in Europa“ arbeiten seit drei Jahren an den Universitäten Erfurt und Jena sowie der Fachhochschule Jena elf Hochschullehrer und 13 Nachwuchswissenschaftler. Sechs Wissenschaftler konnten promovieren und zwei sich habilitieren. Der Kongress hat laut Malik „viele blinde Flecken aufgetan“. Als ein Beispiel nannte er den „Kampfbegriff Abendland“. Zu den bisher kaum wahrgenommenen Vorgängen gehöre auch, dass in Westeuropa lebende Muslime heutzutage die Islamkunde ebenso kontrovers diskutieren wie terroristische Akte oder das gegenseitige Befinden von Christen und Muslimen. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit in Soziologie, Theologie, Religions- und Islamwissenschaft könne helfen, blinde Flecken zu verkleinern und neue Forschungsgebiete aufzutun.

Religionsfreiheit gewährleisten

Der Kongress habe auf sensible Fragen aufmerksam machen können. Man habe gezeigt, dass Religion nicht nur böse und nicht nur gut sei sondern kontingent, also etwas Gegebenes, was eben auch anders sein könne als gedacht, sagte der Professor. Die starke Beschäftigung mit diesen Themen habe eine Reihe der nach Erfurt gekommenen Wissenschaftler zu gefragten Gesprächspartnern und Beratern auf Regierungsebene und bei EU-Behörden gemacht. Freilich gebe es keine Patentrezepte, wie Europa religiöse Traditionen in geordnete Bahnen lenken und Religionsfreiheit gewährleisten könne, wie man mit religiösen Konflikten umgehen solle oder welches alle Religionen umfassendes Konzept für eine EU-Identität nötig sei. Aber Wissenschaft und Politik müssten darauf vorbereitet sein, zweckmäßige Antworten zu finden. Für Malik war der Kongress auch ein Baustein für eine Europäische Religionsgeschichte.