03.03.2009

Kuba: Staatskirchenverband bevormundet Gemeinden

Prozess gegen evangelischen Pastor wird fortgesetzt

Kuba: Staatskirchenverband bevormundet Gemeinden

Prozess gegen evangelischen Pastor wird fortgesetzt

 

Frankfurt am Main / Havanna (3. März 2009) – Der kubanische Pastor Roberto Rodriguez musste am Freitag, den 27. Februar 2009 erneut vor einem Gericht in der zentralkubanischen Stadt Placetas erscheinen, berichtet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Pastor Rodriguez wurde bereits im Dezember 2008 wegen angeblich „beleidigendem Verhalten“ angeklagt. Dank der großen internationalen Aufmerksamkeit, die sein Fall hervorrief, wurde das Verfahren zunächst eingestellt. Nun wird der Prozess fortgesetzt. Die Ankläger fordern ein Jahr Gefängnis.

Pastor Rodriguez ist Pfarrer der Los Pinos Nuevos de Sagua la Grande Kirche und Nationaler Präsident der „Interkonfessionellen Kameradschaft von evangelischen Pfarrern und Gemeindeleitern in Kuba“ (CIMPEC). Der wirkliche Grund für die Anklage liegt Bebachtern zufolge darin, dass Pastor Roberto Rodriguez seine Kirche im September 2008 vom „Kubanischen Rat der Kirchen (CCC)“ löste. Seine Begründung: der CCC mische sich ungesetzlich in die inneren Angelegenheiten seiner Kirche ein. Daraufhin wurde Pastor Rodriguez im Oktober 2008 von der Regierung als Präsident der CIMPEC abgesetzt, ohne dass die Mitgliederkirchen befragt wurden, ob sie damit einverstanden sind.

Freunde des Pastors sind sich sicher, dass das Gerichtsverfahren einen weiteren Versuch des Staates darstellt, Pastor Rodriguez zu diskreditieren und zum Schweigen zu bringen. Nach der Anklage und den Einschüchterungsversuchen im Dezember des letzten Jahres verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Pastors drastisch. Doch trotz der starken Gewichtsabnahme und der Nierenprobleme, unter denen Rodriguez leidet, wird seine persönliche Teilnahme am Prozess gefordert.

Sein Sohn Eric Gabriel Rodriguez del Toro ist ebenfalls Pastor und wurde in den vergangenen Jahren häufig belästigt und schikaniert, anscheinend mit Duldung örtlicher Regierungsbeamter. Auch er wurde im Dezember 2008 wegen „beleidigendem Verhalten“ zu einer Bewährungsstrafe von drei Monaten bis zu einem Jahr verurteilt.

Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM, fürchtet, dass der Prozess gegen Pastor Rodriguez nicht fair verlaufen wird. Hinzu kommt, dass der Pastor erst neun Tage vor dem Verhandlungstermin von der Wiederaufnahme des Verfahrens erfahren hat. Dieses Verhalten der kubanischen Behörden ist nach Einschätzung der IGFM völlig inakzeptabel. Die IGFM fordert die internationale Gemeinschaft dazu auf, den Prozess genau zu beobachten.