16.03.2009

Ägypten: Willkürurteil und Misshandlungen gegen christliche Anwältin

Diskriminierung der Kopten schreitet fort

Ägypten: Willkürurteil und Misshandlungen gegen christliche Anwältin

Diskriminierung der Kopten schreitet fort

IGFM -  Frankfurt am Main (16. März 2009) – Mervat Ragey Iskander, koptische Anwältin im oberägyptischen Abu Qurgas, wurde nach Informationen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) zu sechs Monaten Gefängnis und einer Bürgschaft in Höhe von 3000 ägyptischen Pfund, ca. 410 Euro verurteilt. Das entspricht etwa vier mittleren Monatseinkommen. Die Anwältin hatte sich gegen die erniedrigende Behandlung durch die Polizeibehörde und einen Richters zur Wehr gesetzt, so die IGFM.

 Nachdem Frau Ragey Iskander öffentlich der Polizei, Anwälten und Richtern Verbindungen zur Muslimbruderschaft vorgeworfen hatte, wurde sie am 22. Januar 2009 vor dem Gerichtsgebäude von zwei Anwälten, die der Bruderschaft zugerechnet werden, körperlich angegriffen. Die Männer belästigten sie sexuell, rissen ihr Kleidungsstücke vom Körper, schlugen sie, stahlen ihren Ausweis und ließen sie schließlich bewusstlos zurück.

Am 22. Januar 2009 wurde Frau Ragey Iskander nach Informationen der IGFM zwei Mal attackiert. Der erste Angriff auf sie fand durch einen Anwalt statt, der der Muslimbruderschaft nahe stehen soll. Am selben Tag lauerten ihr derselbe Angreifer und ein weitere Anwalt am Gerichtsgebäude erneut auf und misshandelten sie so schwer, dass sie das Bewusstsein verlor und ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Am 28. Januar wurde Frau Ragey Iskander ein weiteres Mal angegriffen.

Die junge Anwältin ging an die Öffentlichkeit, schilderte den genauen Tathergang und die Verbindungen von Polizeioffizieren zur Muslimbruderschaft. Die Polizei setzte sie daraufhin noch im Krankenhaus massiv unter Druck, ihre Aussage „zu überdenken“. Ihre Krankenakte und der Bericht über ihre Verletzungen verschwanden aus dem Krankenhaus und sind unauffindbar, kritisiert die IGFM.

Gegen die erniedrigende und einschüchternde Behandlung protestierte Frau Ragey Iskander beim Generalstaatsanwalt in Kairo. „Die IGFM verurteilt das Vorgehen der ägyptischen Behörden entschieden. Die Art und Weise wie hier mit der koptischen Anwältin Ragey umgegangen wurde, die Einschüchterungen, die anscheinend willkürlichen Strafen und vor allem die tätlichen Angriffe offenbaren, dass koptische Anwälte, insbesondere Frauen, in ihrer Berufstätigkeit behindert werden. Die IGFM fordert den ägyptischen Justizminister Mamdouh Moheiddin Marei auf, den Fall neu zu verhandeln und die Übergriffe unverzüglich aufzuklären“, so IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin.

Weitere Informationen unter

www.menschenrechte.de