25.03.2009

Deutschland: Kritik an Berichterstattung über Islam

Auch über den Islam müsse kritisch berichtet werden dürfen.

Deutschland: Kritik an Berichterstattung über Islam

Auch über den Islam müsse kritisch berichtet werden dürfen.

D o r t m u n d (idea) - 25.03.09 – Kritik an der Medienberichterstattung über den Islam ist auf einer Tagung der Islambeauftragten in der rheinischen und westfälischen Kirche am 23. März in Dortmund geübt worden. Medien stellen zu oft eine Verbindung zwischen dem Islam und negativen Ereignissen her, etwa Terrorattentaten.

 

 

Dabei bedienten sich Journalisten verallgemeinernder Urteile, sagte die Leiterin des Instituts für Medienverantwortung, Sabine Schiffer (Erlangen). Auch wenn Medien inzwischen ein differenzierteres Bild vom Islam zeichneten als früher, gebe es scheinbar unumstößliche Klischees. So werde dem Islam eine Neigung zur Gewalt, ein rückwärts gewandtes Weltbild, hierarchische Strukturen und die Unterdrückung der Frau zugeschrieben. Bilder von Terrorattentaten würden mit religiösen Symbolen vermischt. Selbst wenn Selbstmordanschläge mit dem Islam begründet würden, sollten Journalisten dies nicht einfach übernehmen, sondern nachforschen, welche Relevanz der Islam als Religion dabei habe. Allerdings machten Muslime oft auch gravierende Fehler, so Schiffer. Bei Stellungnahmen argumentierten sie häufig mit Aussagen des Korans und  vermischten so Religion mit politischen Fragen.

 

 

Muslime schotten sich ab

Der Chefredakteur der evangelischen Wochenzeitung „Unsere Kirche“, Wolfgang Riewe (Bielefeld), sagte, man müsse auch über den Islam kritisch berichten dürfen. Gefragt sei eine „kritische Toleranz“. Die Berichterstattung über fundamentalistische Tendenzen müsse genauso ihren Platz haben wie die Vermittlung von Beispielen gelungener Integration. Oft sei es schwierig, geeignete Gesprächspartner zu finden. Journalisten gäben sich vielfach Mühe, Brücken zwischen der christlich geprägten und islamischen Gesellschaft zu bauen. Oft gehe dies aber nicht über Begegnungen mit offiziellen Vertretern hinaus. „Von muslimischer Seite kann erwartet werden, dass man sich nicht abschottet“, so Riewe.

 

 

Keine Reaktion auf Einladung von Kirchenleitern

Als Beispiel für diese „Abschottung“ nannte der Islambeauftragte der Evangelischen Kirche von Westfalen, Kirchenrat Gerhard Duncker (Bielefeld), das Scheitern eines Gesprächsforums zwischen kirchlichen und muslimischen Vertretern. So hätten die Leiter der frei Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen (Nikolaus Schneider, Alfred Buß und Martin Dutzmann) Islam-Vertreter zu einem Gespräch eingeladen. Von den über 100 Geladenen habe jedoch niemand reagiert. Ausgangspunkt für das jetzige Treffen der kirchlichen Islambeauftragten mit dem Thema „Islam in den Medien“ war ein kritischer Kommentar in „Unsere Kirche“ zum Muezzinruf im vergangenen Jahr. Darin setzte sich der stellvertretende Chefredakteur des Blattes, Gerd-Matthias Hoeffchen, mit der Forderung auseinander, den Muezzinruf auch in Deutschland zu ermöglichen. Für seine ablehnende Haltung bekam er vor allem von Seiten der Islambeauftragten viel Kritik.